Aus der landwirtschaftlichen Praxis wird insbesondere bei großen Würfen von einer zunehmenden Anzahl leichter Ferkel berichtet. Zum Zeitpunkt des Absetzens ergeben sich somit Lebendmassen (LM), die zwischen 5 bis über 11 kg schwanken. In zwei Versuchen wurde deshalb untersucht, welche Wachstumskurven leichte Ferkel und schwere Ferkel bei gleicher (Versuch 1) und differenzierter Fütterung (Versuch 2) erzielen.
Die Versuche wurden am Versuchs- und Bildungszentrum für Schweinehaltung in Schwarzenau durchgeführt. Dabei wurden jeweils 192 Tiere nach Lebendmasse auf zwei Gruppen mit schweren und leichten Ferkeln aufgeteilt. Es ergaben sich folgende Versuchsgruppen:
Versuch 1
- Gruppe „schwer“: mittlere LM beim Absetzen: 9,6 ± 0,9 kg
- Gruppe „leicht“: mittlere LM beim Absetzen: 7,6 ± 0,9 kg
Versuch 2
- Gruppe „schwer“: mittlere LM beim Absetzen: 9,0 ± 0,9 kg
- Gruppe „leicht“: mittlere LM beim Absetzen: 7,2 ± 1,0 kg
Die Versuche gliederten sich in zwei Versuchsabschnitte mit jeweils drei Wochen Dauer. In Versuch 1 erhielten alle Tiere in beiden Versuchsabschnitten ein einheitliches Ferkelaufzuchtfutter (FAF) I und II. In Versuch 2 wurde den leichten Ferkeln in den ersten beiden Wochen nach dem Absetzen ein hochwertiges Futter vorgelegt. Ab der dritten Versuchswoche erhielten diese Tiere das FAF I und ab der vierten Woche das FAF II.
Die Ermittlung des Futterverbrauchs erfolgte täglich für jede Bucht über eine Spotmix Waage- und Transporteinheit. Die LM der Ferkel wurden wöchentlich immer zur gleichen Zeit am Einzeltier erfasst. Die Rationen basierten auf Getreide, Sojaextraktionsschrot (SES), Mineralfutter, Sojaöl und Fumarsäure. Im hochwertigen Absetzfutter von Versuch 2 wurde ein Ergänzungsfutter eingesetzt, das sich u.a. aus folgenden Komponenten zusammensetzte: Sojabohnen dampferhitzt, Weizen, Molkenpulver, Haferflocken, Hafer extrudiert, Weizen extrudiert, Blutplasmapulver von Schweinen, Zichorienpülpe getrocknet, Kartoffeleiweiß, Weizenkleie, Mais extrudiert, SES extrudiert, Milchzuckerpulver, Mineral- und Zusatzstoffe.
Ferkel wuchsen auseinander
Im Mittel von Versuch 1 lagen die täglichen Zunahmen in der Gruppe „schwer“ um rund 90 g höher als in der Gruppe „leicht“ (474 gegenüber 387 g). In Phase 1 wurden Tageszunahmen von 324 g (schwere Tiere) und 246 g (leichte Tiere) erzielt. Die entsprechenden Werte für den zweiten Aufzuchtabschnitt beliefen sich auf 632 g (Gruppe „schwer“) und 534 g (Gruppe „leicht“). Die Unterschiede waren in beiden Aufzuchtabschnitten und im Versuchsmittel signifikant (Abb. 1).
Die schweren Tiere verbrauchten im Durchschnitt 170 g mehr Futter als ihre leichten Artgenossen (837 gegenüber 667 g pro Tag). Die Unterschiede waren in beiden Aufzuchtabschnitten und im Versuchsmittel signifikant. Mit 1,77 kg (Gruppe „schwer“) und 1,71 kg (Gruppe „leicht“) wurde im Versuchsmittel ein signifikanter Effekt auf den Futteraufwand pro Kilo Zuwachs festgestellt.
Auch in Versuch 2 lagen die täglichen Zunahmen im Versuchsmittel in der Gruppe „schwer“ höher. Gegenüber Versuch 1 schrumpfte jedoch der Abstand zwischen den Gruppen um ca. 25 g auf 64 g (508 g gegenüber 444 g täglichen Zunahmen). In Phase 1 wurden Tageszunahmen von 322 g (schwere Tiere) und 301 g (leichte Tiere) erzielt. Die entsprechenden Werte für den zweiten Aufzuchtabschnitt beliefen sich auf 704 g (Gruppe „schwer“) und 594 g (Gruppe „leicht“). Die Unterschiede waren in beiden Aufzuchtabschnitten und im Versuchsmittel signifikant (Abb. 2).
Die schweren Tiere verbrauchten im Durchschnitt knapp 130 g mehr Futter als ihre leichten Artgenossen (754 g gegenüber 627 g pro Tag). Die Unterschiede waren in beiden Aufzuchtabschnitten und im Versuchsmittel signifikant. Mit 1,47 kg (Gruppe „schwer“) und 1,43 kg (Gruppe „leicht“) wurde im Versuchsmittel ein sehr günstiger Futteraufwand pro Kilo Zuwachs festgestellt. Signifikante Unterschiede zeigten sich im Versuchsmittel nicht. Während sich in Phase 1 mit Werten von 1,35 kg bei den schweren und 1,25 kg bei den leichten Tieren noch ein statistisch absicherbarer Einfluss zeigte, so lag in Phase 2 der Futteraufwand in beiden Gruppen bei 1,61 kg pro Kilo Zuwachs.
Besseres Futter ist vor allem teuer
Bei gleicher Fütterungsstrategie schnitten die zum Zeitpunkt des Absetzens leichten Ferkel in der Aufzucht deutlich schlechter ab. Eine anfängliche LM-Differenz von 2 kg vergrößerte sich im Laufe der Aufzucht auf 5,5 kg. Insbesondere im zweiten Fütterungsabschnitt vergrößerten sich die Unterschiede. Auch ein über zwei Wochen nach dem Absetzen eingesetztes höherwertiges Futter (Versuch 2) führte nicht zum gewünschten Erfolg. Eine LM-Differenz von etwa 1,8 kg vergrößerte sich im Laufe der Aufzucht auf immerhin noch 4,5 kg. Dazu kommen höhere Futterkosten durch das höherwertige Futter während der ersten 14 Tage von etwa 0,1 Euro pro kg Zuwachs. Neben einer speziellen Fütterungsstrategie leichter Ferkel zum Zeitpunkt des Absetzens erscheint eine gewichtsorientierte Futterumstellung zielführender als eine terminorientierte. Weitere Versuche mit unterschiedlich schweren Ferkeln sind notwendig bzw. bereits in Planung.
Tipp
Den gesamten Versuchsbericht können Sie auf unten downloaden.
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