AgrarpolitikHandelsnation Deutschland

Handelsnation Deutschland

Die wichtigsten Länder für den deutschen Agraraußenhandel Import und Export in Milliarden Euro (vorläufige Zahlen von 2019)
Quelle: Buffler

Die heutige Zeit ist geprägt von der Globalisierung. Mehr als je zuvor werden Waren auf der ganzen Erde verschoben. Deutschland gehört mit einem Außenhandelsvolumen von 2,3 Bio. Euro zu den Top drei der Handelsnationen. Vor allem Autos und Maschinen werden aus der Bundesrepublik in alle Welt verschifft. Im Gegenzug kauft Deutschland vor allem Computertechnik, chemische Erzeugnisse und Rohstoffe ein.

Der Handel mit landwirtschaftlichen Gütern macht etwa 7 % des deutschen Außenhandels aus. Darunter fallen die Warengruppen lebende Tiere, Nahrungsmittel tierischer Herkunft, Nahrungsmittel pflanzlicher Herkunft und Genussmittel.

Etwa 70 % der Agrargüter handelt Deutschland mit 13 Nationen. Dabei spielen die Nachbarstaaten die wichtigste Rolle. Der größte Handelspartner sind die Niederlande. Ein Fünftel der landwirtschaftlichen Güter werden von dort importiert. Auf Platz zwei und drei folgen Polen und Italien. Bei den Drittstaaten zählen Brasilien und die USA zu den größten Importeuren.

Gleichzeitig verkauft Deutschland Agrargüter im Wert von 9,5 Mrd. Euro in die Niederlande. Jeweils 10 % der exportierten Produkte gehen nach Italien und Frankreich, gefolgt von Polen, Österreich und dem Vereinigten Königreich. Die größten Exportpartner außerhalb Europas sind die USA und China.

Importüberschuss

Entwicklung des deutschen Agraraußenhandels in Milliarden Euro (2000–2018)
Quelle: Buffler

 

Insgesamt führt Deutschland mehr landwirtschaftliche Güter ein als aus. Der Importüberschuss betrug im Jahr 2018 rund 19 Mrd. Euro. Das waren 75 % mehr als noch vor 20 Jahren.

Zwischen den einzelnen Warengruppen gibt es große Unterschiede. Obst und Gemüse zählen zu den wichtigsten Importwaren. Hierbei handelt es sich vor allem um Produkte, die aufgrund der klimatischen Verhältnisse in Deutschland nicht oder nur zeitweise angebaut werden können. Bei den Ölsaaten ist Soja als Eiweißfuttermittel die führende Importware.

Bei tierischen Produkten und Getreide führt Deutschland mehr Ware ein als aus. Der Selbstversorgungsgrad bei diesen Warengruppen liegt bei über 100 %. Dabei muss aber innerhalb der einzelnen Gruppen unterschieden werden.

Die fünf wichtigsten Warengruppen im deutschen Agraraußenhandel in Milliarden Euro (Stand 2017)
Quelle: Buffler

Unterschiede beim Getreide

Zum Beispiel bei Getreide. Bei Weichweizen werden 14 % mehr geerntet, als die Deutschen verbrauchen. Dagegen deckt der heimische Anbau an Hartweizen nur 11 % des Inlandsbedarfs. Bei Braugerste und Hafer kommt jeweils ein Drittel aus dem Ausland. Der Anbau von Roggen und Triticale deckt rund 90 % des deutschen Verbrauchs. Bei Körnermais ist der Selbstversorgungsgrad in den letzten Jahren erstmalig unter 50 % gesunken. Insgesamt haben die trockenen Sommer 2018 und 2019 zu einem Rückgang der Getreideernte geführt.

Selbstversorgungsgrad (grau), Import (hellgrün) und Export (dunkelgrün) von Getreide (2018)
Quelle: Buffler

Milchmarkt unter Druck

Die weltweite Nachfrage nach Milch steigt stetig an. Allerdings auch die Produktion. Deutschland exportierte 2017 einen Milchüberschuss von 5,6 Mio. Tonnen. Obwohl immer mehr Milchviehhalter aufgegeben haben, produzierten sie zuletzt 33,1 Mio. Tonnen.

Ausgewählte Fleischprodukte

Deutsche Schlachthöfe produzieren jährlich rund 8 Mio. Tonnen Fleisch. Über 60 % davon kommt vom Schwein. Sowohl hier als auch beim Geflügel wird ein Zehntel der geschlachteten Tiere importiert. Dagegen werden beim Rind kaum lebende Tiere zur Schlachtung nach Deutschland eingeführt.

Geschlachtete Tiere in Deutschland in 1.000 t Schlachtgewicht (Anteil der importierten lebenden Tiere in Klammern, Stand 2018)
Quelle: Buffler

Der Handel mit Fleischwaren sieht dagegen deutlich anders aus. Beim Schwein wird die Hälfte der Produkte exportiert. Das sind Teilstücke wie Innereien, Nasen, Ohren und Füße. Diese lassen sich in Deutschland kaum absetzen. Um den Verbrauch an Edelteilen zu decken, müssen dagegen 40 % importiert werden. Beim Rindfleisch übersteigt der Import den Export um 25 %.

Außenhandel mit Schweinefleisch in Mio. t Schlachtgewicht (2018)
Quelle: Buffler

 

Der Welthandel und Corona

Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat auch die internationalen Agrarmärkte getroffen. Viele Länder haben die Grenzen geschlossen und Importe eingestellt. Dadurch sackten die Weltmarktpreise zu Beginn der Krise ab. Mittelfristig kommt es in den betroffenen Ländern allerdings zu Versorgungsengpässen. Dadurch dürften die Preise für Exporte von Getreide, Ölsaaten und Fleisch auch wieder ansteigen. Der Preis für Weizen hat sich seit Mitte März bereits wieder erholt.

 

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