LANDWIRT: Die Produktionskosten der Milchbauern sind in letzter Zeit angestiegen. Deshalb müssten die Milchpreise eigentlich stark steigen. Geschieht das?
Andreas Gasteiger: Wir haben die erste Preisrunde mit dem Handel abgeschlossen und bekamen nicht die Preiserhöhungen, die wir gebraucht hätten. Das war für mich nicht zufriedenstellend. Es wird Anfang nächsten Jahres noch eine Preisrunde mit dem Handel geben müssen, denn die Bauern leiden derzeit unter einem extremen Kostendruck. Die Produktionskosten sind so hoch wie noch nie. Die Handelsketten werben mit Almen und Regionalität. Am Ende des Tages bleibt der Bauer auf der Strecke. Das kann so nicht weitergehen.
Hilft Ihnen der Spotmarkt?
Nein. Aktuell läuft uns auch der Spotmarkt davon. Wir verarbeiten 100 % der angelieferten Milch selbst. Als SalzburgMilch werden wir deshalb nie ein Abschlagsmodell machen, wenn die Milch zu viel ist. Wir können aber auch kaum von extrem hohen Spotmilch-Preisen profitieren. In den letzten Jahren lagen unsere Preise immer um 3 bis 4 Cent über dem Spotmarkt. Jetzt im zweiten Halbjahr hat sich die Situation eben gedreht. Es wird in vielen Ländern weniger Milch produziert.
Wie sollen die Bauern gewinnbringend Milch produzieren, wenn der Handel keine kostendeckenden Preise mehr zahlt?
Wir müssen Druck machen. Die steigende Kostenspirale muss sich in höheren Preisen niederschlagen. Dann muss der Handel eben auch mal auf Spanne verzichten. Bei den Molkereiprodukten liegt die Preisspanne des Handels weit über der Erlössituation der Molkereien. Wir müssen allerdings auch die andere Seite betrachten: Hohe Lebensmittelpreise sind Inflationstreiber. Und es gibt viele Politiker, die kein Interesse daran haben, dass die Inflation steigt. Hier gilt es, die Balance zu finden.
Wie können Sie konkret Druck machen?
Eine neue Preiserhöhung im Lebensmittel- und Großhandel ist zwingend nötig. Daher wird es notwendig sein, an unsere Handelspartner eine neuerliche Preiserhöhung zu übermitteln. Dann werden wir verhandeln müssen. Der neue Lockdown bringt für die Branche aber wieder herausfordernde Zeiten mit sich, da es in dieser Zeit zu einem Ausfall in der Gastronomie kommt.
Was Sie im Interview noch erfahren:
- Warum die regionale Bio-Spezialmilch „Reine Lungau“ eingestellt wurde.
- Ob es bei der SalzburgMilch in Zukunft Preisabzüge für Kombinationshaltung gibt.
- Warum die Molkerei nun Naturland zertifiziert ist.
- Die aktuellen Auszahlungspreise.
- u.v.m.
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