Bauernsprecher Hans MeisterRebellion in der Genuss Region?

Rebellion in der Genuss Region?

Ich kann mich noch gut erinnern, als am Beginn der Zweitausender-Jahre der damalige  Landwirtschaftsminister Josef Pröll den Startschuss für den Aufbau der „Genussregion Österreich“ gab. Die Idee dahinter war so einfach wie logisch: Viele Regionen Österreichs können auf Grund von klimatischen Gegebenheiten oder Traditionen, regionale Spezialitäten von hoher Qualität anbieten. Diese wollte man vor den Vorhang holen, da sie insbesondere auch dazu geeignet sind, einem bestimmten Gebiet damit eine eigene Identität zu geben. Basierend auf dieser Idee, ging man daran, zusammen mit den lokalen Landwirten Strukturen aufzubauen und mit entsprechenden Hinweistafeln die entsprechenden Genuss Regionen und ihre Erzeugnisse sichtbar zu machen. Das hat zweifelsohne zu einer Verbundenheit der Bevölkerung mit ihrer Region und ihren besonderen Erzeugnissen geführt. Jetzt sollen diese Genuss Regionen von der AMA Marketing GmbH, einer Tochter der AMA (Agrarmarkt Austria), in deren Cluster „Netzwerk Kulinarik“ übernommen und zu einem Gütesiegel „AMA Genuss Region“ umgebaut werden. Das verunsichert und führt zu Widerstand der Beteiligten (LANDWIRT 17, 18/2019).

Was will der Verein?

In einer Presseaussendung kritisiert der Obmann des Vereines Genuss Region Österreich, Franz Deutschmann: „Das neue AMA-Genussregion-Gütesiegel hat keinen Bezug mehr zu den bekannten und etablierten Genussregionen. Jeder, egal in welcher Region der Betrieb liegt und in welcher Art und Weise seine Produkte erzeugt werden, soll beim neuen AMA-Genussregion-Gütesiegel mitmachen können …. Die AMA-Richtlinien sehen vor, dass auf den mitmachenden Kleinbetrieben die in Österreich für alle Betriebe ohnehin bereits geprüften gesetzlichen Anforderungen für das Vermarkten von Lebensmitteln von akkreditierten externen Kontrollstellen für die Erlangung des AMA-Genussregions-Gütesiegels nochmals zusätzlich geprüft werden… Nur wer dieses neue AMA-Siegel hat und Mitglied im neu gegründeten Verein Cluster Kulinarik wird, soll bei den 100 % öffentlich finanzierten Kulinarikmaßnahmen künftig mitmachen können…“

Was will die AMA?

In der Presseaussendung heißt es dazu: „Das neue anerkannte Gütesiegel AMA Genuss Region steht für kontrollierte Qualität und regionale Herkunft… Das Besondere, es gibt Orientierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom bäuerlichen Direktvermarkter, über Manufakturen bis hin zur Gastronomie und Hotellerie…“

Voraussetzung dafür ist allerdings eine neuerliche Zertifizierung der Betriebe. Diese fragen sich: Wieso noch einmal? Der Umstieg, die neuerliche Kontrolle und Zertifizierung, all das kostet. Und wie geht es dann weiter, wenn die Fördergelder aus sind?

Schon 2018 notierte der Rechnungshof (RH Bericht Reihe Bund 2018/52 GZ 004.528-007–PR3/18; Punkt 20.2 Seite 42): „Der RH kritsierte, dass das Ministerium Clusterprojekte genehmigte, obwohl deren Finanzierung nach Ablauf der Förderung nicht gesichert war und für deren Fortührung laut Angaben der Förderwerber erneut Förderungen erforderlich sein werden. Er bemängelte, dass keine weiterführenden Finanzierungskonzepte für die Cluster nach Ende der höchstens siebenjährigen Förderung vorlagen…“

Als Beobachter frage ich mich, warum man hier um jeden Preis einen privaten Verein in ein Korsett zwängen will, das in das politische und strategische Konzept der AMA passt? Worum geht es – um Geld, Macht oder ein Gütesiegel mehr im unübersichtlichen Siegel-Dschungel?

Sie wollen uns Ihre Meinung zum Thema sagen? Schreiben Sie uns:

hans.meister@landwirt-media.com, Tel.: 0043 664/14 13 684, Fax: 0043 316/821636-151

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