Reportage Milchviehbetrieb Ruthner

Der Videoclip geht nur wenige Sekunden: Eine Hand greift in ein Kühlregal und steuert eine Packung Billig-Butter an. Ruckartig schnellt die Hand zurück. Schnitt. Dann sieht man Viktoria Ruthner in ihrem Kuhstall stehen und heftig den Kopf schütteln. Wieder Schnitt. Das Bild wechselt zurück in den Supermarkt. Dort legt die Hand regionale Butter in den Einkaufswagen. Schnitt. Die Bäuerin nickt zufrieden und reckt den Daumen nach oben. Mit ihrem Kurzvideo (Reel) auf Instagram (siehe auch Infokasten) will Ruthner den Leuten klar machen, dass sie beim Einkauf die Produktion ihrer Lebensmittel mitbestimmen. „Wer zahlt, schafft an“ nennt sie den Clip. „Wenn jemand etwas für die heimische Landwirtschaft tun will, dann ist ein bewusster Griff ins Regal das stärkste Werkzeug“, sagt die 30-jährige Milchbäuerin. Einen Großteil ihrer Beiträge nützt sie, um ihre tägliche Arbeit zu erklären. Im Mai 2020 postete sie erstmals bei der Social Media Plattform Instagram. Auf ihrem Kanal landleben.lebensecht zeichnet sie ein realistisches Bild der modernen Milchwirtschaft. „Mich hat schon lange gestört, dass nicht die Bauern selbst das Bild prägen, das die Gesellschaft von der Landwirtschaft hat, sondern andere“, erklärt sie. „Ich will die Geschichte der Landwirtschaft selbst erzählen.“ Die lebt sie selber im Waldviertel. Dort betreibt Ruthner gemeinsam mit ihrem Mann Thomas und dessen Eltern einen Holsteinzuchtbetrieb. Zwischen dem Abschluss der landwirtschaftlichen Fachschule und ihrer Hochzeit half sie am Milchviehbetrieb ihrer Eltern mit. Als sie vor acht Jahren auf den Hof ihres Mannes zog, arbeitete sie in einem Geschäft und später bei einem Milchbauern. „Es war eine gute Erfahrung, in die Arbeitswelt als Angestellte einzutauchen. Heute schätze ich es umso mehr, dass wir in der Landwirtschaft als Selbstständige arbeiten können“, denkt die Waldviertlerin zurück. An der Arbeit in der Landwirtschaft gefällt ihr außerdem, dass sie so vielseitig ist.