Aus der Obersteiermark schreibt mir Herr M.: „Ich bin ein klassischer Nebenerwerbslandwirt mit rund 30 Rindern und 40 Mutterschafen. Um im Sommer Arbeitsspitzen auszugleichen, werden die Jungrinder sowie die Schafe auf die Alm gebracht. Funktioniert es bei den Rindern komplett unproblematisch, so gibt es bei den Schafen von Jahr zu Jahr größere Probleme. Die Probleme sind nicht der Wolf, Bär oder Luchs, sondern die Jagdherrn mit ihren angestellten Berufsjägern. Nebenbei erwähnt hatten wir in unserem Gebiet 2012 tatsächlich großen Schaden durch einen Bär, der durch massive Risse eine Almunterbrechung notwendig machte. Der Bär war dann aber weg und seither gab es Gott sei Dank keine Wiederkehr von diesem. Die Jagd jedoch macht mir und – laut Gesprächen mit Berufskollegen – auch vielen anderen die Alpung der Schafe auf den Hochalmen unmöglich. Ich treibe meine Muttertiere mit den Lämmern Anfang Juni auf die Alm und sie werden noch vor Mitte September wieder auf die Heimweide gebracht, um für die Jagd kein Hindernis zu sein.
Outdoor Alpung
Die Hochalm liegt auf ca. 1.900 m und ist für die Schafe nicht eingezäunt. Eine Behirtung bei dieser Stückzahl wäre rein aus Kostengründen nicht durchführbar. Laut AMA-Antrag sind die Schafe als „Outdoor Alpung“ gemeldet, weil die Grenzen der Alm für die Schafe natürlich nicht ersichtlich sind und diese deshalb ihre Lieblingsalmflächen selbst bestimmen. Diese Lieblingsflächen sind dadurch natürlich sehr oft Gebiete von Großgrundbesitzern, wo die Schafe kein Recht haben sich aufzuhalten. Kennt man diese unendlichen Weiten der Hochalmen, so glaube ich kann es nur eine positive Symbiose für alle Nutzer dieser Gebiete (Jäger, Bauern, Umweltschutz, „Erosion und Verbuschung“) sein, wenn man sich gegenseitig respektiert.
In meinem Fall musste ich mich im heurigen Sommer mit finanziellen Schadenersatzdrohungen von tausenden von Euro auseinandersetzen. Der Grund war die Störung des Wildes durch meine Schafherde und der damit verbundene mögliche negative Jagderfolg bei der Hirschjagd. Meine Reaktion darauf war ein ständiger Umtrieb der Tiere meinerseits wieder zurück in das genehmigte Gebiet, was mit einem entsprechenden Zeitaufwand verbunden war, den man eigentlich in der arbeitsintensiven Zeit für etwas anderes nützen müsste.
Vorzeitiger Abtrieb
Schlussendlich habe ich dem Druck der Jäger Folge geleistet und vorzeitigen den Almabtrieb durchgeführt. Diese Alm wird für meine Tiere somit der Vergangenheit angehören und bedeutet dadurch auch für diese Almbesitzer einen finanziellen Entgang. Bei der Suche nach einer anderen Alpungsmöglichkeit stoße ich auch dort auf dasselbe Problem.
Es stellt sich für mich somit die Frage, überhaupt mit diesem Betriebszweig aufzuhören. Wohl wissend, dass Eigentum Eigentum bleiben muss und dies auch zu respektieren ist, verstehe ich diese prinzipielle Haltung des Unverständnisses gegenüber Nachbarn in dieser hochalpinen Region nicht. Auch wird die Wertschätzung gegenüber der Landwirtschaft wieder massiv reduziert. Die ‚HOHE JAGD‘ wiegt also doch um vieles mehr als die Grundlage der Lebensmittelproduktion.“
Was ist Ihre Meinung? Schreiben Sie mir Ihre Ansicht dazu.
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