Wo sind vergleichbare Marken wie „Red Bull“, „Pfanner“, „Manner“, „Felix“ oder „Pfanni“ in der Landwirtschaft? Der Landwirtschaft fehlen die starken Marken, die Marktmacht haben, die der Handel im Regal haben muss, weil die Kunden es verlangen. Dazu kommt eine aufgesplitterte Verarbeitungsindustrie. Damit hat die Landwirtschaft kaum etwas in der Hand, um dem Handel Paroli bieten zu können.
Dazu kommt, dass nach einer neuen Studie die drei Handelsketten Spar, Rewe und Hofer 88 Prozent des Lebensmittelmarktes in Österreich abdecken. Nur drei Einkäufer entscheiden, meist nach dem Preis, was gelistet wird. Ein Riesenproblem für die Landwirtschaft.
Die unbeantwortete Frage ist: Warum ist etwas, das so wunderbar schmeckt wie gutes Essen, so wenig wert?
Überproduktion
Woran liegt es, dass die Landwirtschaft am Markt zahnlos agiert und keine Marktmacht hat? Die Überproduktion ist ein Faktor.
Man hat der Landwirtschaft sowohl in der Ausbildung, als auch politisch anerzogen nur produktionsfokussiert zu agieren. Das Verkaufen überlässt man ohne Vorgaben anderen. Mehr Fläche, mehr Schweine, mehr Kühe, höherer Stalldurchschnitt, höhere Hektarerträge. Alle wollen (sollen) wachsen, als ob die Mehrproduktion schon die Garantie für mehr Erfolg wäre. Wenn aber der Preis für das Erzeugte im gleichen Ausmaß fällt, wie der Zuwachs in der Produktion steigt, ist das wie Wassertreten im Bad – man kommt keinen Schritt weiter.
Das jeder mit jedem konkurrenzfähig sein kann, ist ein Märchen. Siehe Beispiele aus dem Sport. Österreich als Sportnation ist nur im Wintersport international konkurrenzfähig. Im Fußball sind wir ein Zwerg. In Deutschland ist es fast umgekehrt. Ähnliches gilt wohl auch für unsere Strukturen und Möglichkeiten im Ackerbau sowie im Fleischund Milchbereich im Verhältnis zu den Gunstlagen einer globalen Wirtschaft.
Die Agrarpolitik sollte deshalb nicht auf den Verdrängungswettbewerb setzen, sondern die besonderen Stärken einer von Familienbetrieben geprägten klein strukturierten Landwirtschaft herausarbeiten und in den Mittelpunkt stellen.
Hier erzeugt der Chef
Der Großteil der Landwirtschaft in Österreich und Bayern sind Familienbetriebe. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben. Nicht die Ausbeutung von Boden, Tieren und Natur ist das ökonomische Ziel, sondern eine möglichst schonende, bewahrende Wirtschaftsweise, um die Grundlagen für die nächste Generation zu erhalten. Überschaubare Größe bedeutet, alles im Griff zu haben. Alles wird vom Eigentümer, vom Chef selber, kontrolliert. Jeder Betriebsführer hat eine entsprechende fachliche Ausbildung, was den Konsumenten in puncto Produktsicherheit zu Gute kommt. Wissen das die Kunden? Steht das auf irgendeiner Verpackung?
Marktmacht gewinnt man nicht durch Größe allein, sondern durch Kompetenz und geschicktes Agieren am Markt. Das bedeutet Kräfte bündeln, Marken kreieren und die vermeintliche Schwäche der kleinstrukturierten Familienbetriebe zur Stärke an Qualität, Tierwohl, Umwelt- und Natursorgfalt zu machen.
Dazu bedarf es allerdings einer einzigen, zentralen Stelle für eine koordinierte landwirtschaftliche Öffentlichkeitsarbeit und nicht zwölf Stellen ( neun Länderkammern, Kammer Österreich, Landwirtschaftsministerium, Bauernbund).
Die Landwirtschaft kann durch die Entwicklung eigener starker Marken Marktmacht zurückgewinnen und sie muss durch gute Öffentlichkeitsarbeit die Konsumenten zu Verbündeten machen. Das Überleben der Betriebe hängt nicht an der Förderoptimierung, sondern am erfolgreichen Verkaufen. Das sollte allen klar sein.
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