Landwirte und Wölfe sind nicht unbedingt Freunde. Zu stark sind die Konfliktpotenziale. Da das Raubtier Wolf, dort die bäuerlichen Nutztiere.
Tierhalter fragen sich: Warum ist der Wolf streng geschützt, aber die Schafe und die Kälber auf der Alm nicht? Was macht es für einen Sinn, gefährliche Räuber wie Wolf und Bär in dichtbesiedelten Ländern wieder anzusiedeln ohne sie gleichzeitig – unter bestimmten Auflagen – auch dem Jagdrecht zu unterstellen? Passiert hier nicht dieselbe Dummheit wie mit dem ganzjährigen Schutz von Raubvögeln wie Krähe und Elster, die die Nester von Singvögeln räubern und die junge Hasen und Igel gnadenlos verfolgen und töten? Sieht und versteht das niemand von denen, die mitbestimmen, oder will es niemand sehen?
Der Wolf ist ein Fleischfresser. Ein erwachsener Wolf in freier Wildbahn benötigt pro Tag rund zwei Kilogramm Fleisch. Ein durchschnittliches Rudel bestehend aus sieben Wölfen, hat also über Wochen und Monate gerechnet einen beträchtlichen Fleischbedarf. Dass hier für den Wolf auch die einfach zu jagenden Nutztiere willkommene Fleischlieferanten sind, liegt auf der Hand. Wölfe reißen im Regelfall diejenigen Tiere, die in ihrem Gebiet für sie am leichtesten zu erwischen sind.
Das Argument, dass der Wolf in unseren Breiten bis zu seiner Verdrängung einst heimisch war und er daher ein Anrecht auf Rückkehr habe, ist nicht überzeugend. Es ist wie ein falsches Versprechen an den Wolf. Wir können ihm nicht ausreichend bieten, was er braucht – große, von Menschen wenig beeinflusste Gebiete. Im Gegenteil, die Voraussetzungen haben sich noch stärker zu Ungunsten der großen Beutegreifer verändert. Wir leben in einem dichtbesiedelten Lebensraum mit 105 Einwohnern je Quadratkilometer, in Deutschland 231 Einwohner pro Quadratkilometer. Der Wolf aber braucht große, weite, sehr dünn besiedelte Flächen. Klassische Wolfsländer wie Russland oder Kanada haben eine Siedlungsdichte von acht beziehungsweise drei Einwohnern je Quadratkilometer. Das bedeutet, es gibt genügend Rückzugsund Jagdflächen sowie Wildbestände für den Wolf.
Ein Wolfsrudel benötigt entsprechende Reviergrößen, Räume, die bei uns nicht mehr in ausreichender Qualität vorhanden sind. Über die Größe eines für den Wolf notwendigen Territoriums gibt es unterschiedlichste Angaben. So werden für Schweden Reviergrößen von 400 bis 500 Quadratkilometer kolportiert. Für Deutschland werden dafür etwa 200 Quadratkilometer genannt. Deshalb ist vorauszusehen, dass die Konflikte mit dem Wolf zunehmen werden und nicht wie manche Träumer meinen, abnehmen, weil sie glauben, dass sich Mensch und Wolf irgendwie miteinander arrangieren werden. Der Wolf wird sich, wie es seiner Natur entspricht, immer auch dort bedienen, wo es für ihn am einfachsten ist, Beute zu machen: bei Schaf-, Ziegenund Rinderherden. Und das geschieht, wie die Literatur zeigt, durchaus auf sehr grausame Art. Während ein Wolf das Beutetier niederreißt, beginnt das Rudel am noch lebenden Opfer zu fressen. Oft kommt es auch bei Übergriffen auf Nutztiere, wie viele Berichte zeigen, zu Massentötungen. Der Wolf ist auch für den Menschen ein gefährliches Tier.
Diese, auch wissenschaftlich belegten, Vorzeichen sind nicht gut für den Wolf und nicht gut für die Menschen. Genau diese Gegensätze haben in den vergangenen Jahrhunderten zur totalen Zurückdrängung des Wolfes in unseren Breiten geführt. Im 20. Jahrhundert gab es bei uns keine Wölfe mehr.
Der Wolf ist ein intelligentes Tier, das ausgeklügelte Jagdtechniken beherrscht. Wir sollten ihm deshalb keine Freiheit vorspielen, die er bei uns nicht hat und nicht haben kann. Eine Gesellschaft, die große Beutegreifer will, darf sie nicht außerhalb der Gesetze stellen, muss die Schäden, die sie anrichten, bezahlen und die Tiere zumindest auch bejagen.
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