Bauernsprecher Hans MeisterWer versaut unsere Lebensmittel?

Wer versaut unsere Lebensmittel?

Alle Jahre das Gleiche. Mehr oder minder große Lebensmittelskandale begleiten unser Essen. Vor wenigen Wochen in Deutschland wieder drei Tote durch mit Listerien- Bakterien befallene Wurst. Kurz davor waren bei einer behördlichen Betriebskontrolle des hessischen Wurstherstellers Wilke schwere Hygienemängel festgestellt worden und der Betrieb war vor dem Zusperren gestanden. Eine weitere behördliche Kontrolle gab grünes Licht und der Betrieb lief wieder weiter. Drei Menschen haben den Bakteriencocktail in dieser Wurst nicht überlebt. Ebenfalls in den vergangenen Wochen mussten in Deutschland große und bekannte Supermarktketten wie Aldi, Rewe und andere einen Rückruf bei Milch starten. Einige Sorten frischer, fettarmer Milch mussten wegen gefährlicher Bakterienbelastung aus dem Handel genommen werden. Diese Bakterienstämme (Aeromonas hydrophila) könnten schwere Durchfälle bis hin zu schweren Krankheitsverläufen verursachen. Trotz Erklärungsversuche der betroffenen Molkerei lässt es einen doch staunen, dass solche Bakterien in die Milch gelangen können. Nach „Spiegel online“-Berichten hat es in den vergangenen Wochen mehrfach Rückrufe von Lebensmitteln in Deutschland gegeben, die entsprechende Mängel aufwiesen. So wurde beispielsweie mit Kunststoffteilchen belastetes Toastbrot, das über Aldi-Filialen verkauft wurde, zurückgerufen. Auch Rohmilchkäse des französischen Herstellers Le Moulis wurden wegen Bakterienbefalls aus dem Verkehr gezogen, und die „K Classic Apfelschorle“ wurde aufgrund berstender Flaschen aus dem Kaufland-Angebot genommen.

Lebensmittelskandale sind international und führen jedes Mal zu Verunsicherungen der Konsumenten. Zu viel wird hin und her geschoben, verschnitten, beigemengt, ausgetauscht und eingespart. Die beiden dominanten Pfeiler in der Lebensmittelindusrie sind billig, billiger, am billigsten, gepaart mit dem ständigen Zwang etwas Neues, mit allen technischen und chemischen Möglichkeiten, auf den Markt bringen zu müssen. Im Schatten dieser beiden Größen der Lebensmittelindustrie und der Handelsgiganten stehen die Landwirte getroffen und betroffen. Denn obwohl die Bauern nichts dafür können, bleibt bei jedem Lebensmittelskandal, der zu Beeinträchtigungen von Gesundheit oder gar Leben führt, bei den Konsumenten auch ihnen gegenüber ein Rest an Misstrauen.

Die Landwirte fragen sich daher zu Recht: Wie kann es mit an Regelmäßigkeit grenzender Wahrscheinlichkeit immer wieder zu solchen Vorfällen in der Lebensmittelverarbeitung kommen? Die Auflagen für die Landwirtschaft werden Jahr für Jahr strenger, komplexer und damit für die Landwirtschaft auch teurer. Dazu kommen eine Vielzahl an Kontrollen und bei Regelverstößen empfindliche Sanktionen. All das geschieht im Sinne gesunder, ordentlich erzeugter Lebensmittel. Und dann jedes Jahr wieder das: Lebensmittel werden nach Weiterverarbeitung in der Industrie zur Gefahrenquelle für den Konsumenten. Sind etwa die Kontrollen in den vor- und nachgelagerten Bereichen der Landwirtschaft durch Gewerbeaufsicht, Lebensmittelkontrolle und Hygienegesetze zu lax? Sind vielleicht sogar kriminelle Kräfte mit am Werk? Oder findet die Industrie bei Schwierigkeiten auch dort noch offene Türen, wo diese für Bauern schon verschlossen sind? Tatsache ist: Bei den Landwirten und ihrer Arbeit, besonders Tierwohl, Pflanzenschutz oder den CO2-Ausstoß der Rinder betreffend, wird genau hingeschaut. Die großen Lebensmittelskandale passieren aber abseits der Landwirtschaft. Dagegen muss sich die Landwirtschaft besser abgrenzen.

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