BioBio-BauernGAP: Was wir Bauern wollen

GAP: Was wir Bauern wollen

Thomas Seyr, Klaus Ruspeckhofer, Hannes Peterseil, Andreas Hager und Manuel Böhm präsentieren das Positionspapier, das rund 100 Landwirte im Bio-Stammtisch über Monate ausgearbeitet haben. Foto: Goldberger

Damit hat Hannes Peterseil nicht gerechnet. Der Nebenerwerbslandwirt aus Bad Zell im Mühlviertel zieht die Augenlider hoch und lächelt. Eben hat ihm Manuel Böhm erzählt, dass sich ein zuständiger Beamter des Landwirtschaftsministeriums mit ihnen treffen wolle. „Dann hat unsere Arbeit ja doch einen Sinn“, sagt Peterseil halblaut vor sich hin. Gemeinsam mit den Landwirten Klaus Ruspeckhofer, Thomas Seyr und Andreas Hager sowie mit Bio-Berater Manuel Böhm diskutiert Hannes Peterseil gerade das Positionspapier des Bio-Stammtisches „Unteres Mühlviertel“. Die Bio-Bauern aus der Region haben sich Gedanken gemacht, wie die neue GAP-Reform nach 2020 gestaltet werden soll. Über Monate hinweg haben sie am Stammtisch diskutiert, Ideen gesammelt und in einem Positionspapier zusammengefasst. „Wir möchten damit einen Diskussionsprozess anstoßen“, erklärt Hannes Peterseil und ergänzt: „Dieses und nächstes Jahr werden die Weichen für die neue GAP-Periode nach 2020 gestellt. Wenn wir Bauern jetzt keine Vorschläge machen, bleibt vieles beim Alten und das wäre verbesserungswürdig.“

Nachteile durch Direktzahlungen 

Vor allem die hektarbezogene Flächenförderung der Säule 1 ist den Bauern des Bio-Stammtischs ein Dorn im Auge: Die Direktzahlungen würden von den nachgelagerten Sektoren in den Preisverhandlungen ohnehin einkalkuliert. Eine indirekte Abschöpfung und Entfremdung einzelbetrieblicher Förderungen wird das im Positionspapier genannt. Klaus Ruspeckhofer ergänzt: „Das Gleiche erleben wir auch beim Pachtpreis. Oft wird die hektarbezogene Direktförderung an den Verpächter durchgereicht.“ Außerdem seien durch die unlimitierten Direktförderungen die Preise für Getreide und Eiweiß gesunken, was mit einem massiven Ausbau des EU-Exports mit zum Teil verheerenden Folgen auf die regionalen Agrarmärkte in Nordafrika einhergehe. „Es ist schade“, fügt Andreas Hager hinzu, „dass derzeit so stark auf den globalen Markt gesetzt und die ökologische, soziale und nachhaltige Wirtschaftsweise so wenig honoriert wird.“ In den vor- und nachgelagerten Bereichen der Landwirtschaft seien bereits viele kleinere und mittlere Unternehmer und Partner, wie regionale Schlachthöfe oder Molkereien, weitgehend verschwunden. „In diesem Umfeld fällt es uns Bauern schwer, unsere Vorstellung einer bäuerlich geprägten Landwirtschaft zu verteidigen“, meint Manuel Böhm.

Neu: Existenzsicherungsprämie

Anstelle der hektarbezogenen Direktzahlungen der Säule 1 schlagen die Bio- Bauern daher eine Existenzsicherungsprämie vor. Diese Prämie soll erst dann gewährt werden, wenn Produktionskosten und Produktpreise unverhältnismäßig auseinanderklaffen. Dazu müsse man die Produktionskosten je nach Region und Betriebsgröße definieren können und daraus einen nötigen Produktpreis für ein finanzielles Auskommen festlegen. „Diese Daten sind bereits vorhanden und werden von der EU-Kommission derzeit schon für Analysen im Milch-, Fleisch- und Getreidebereich genutzt“, erklärt Hannes Peterseil. Fällt der tatsächliche Preis um einen Wert X unter diesen Einkommensansatz, gibt es für den Betriebstypen einzelbetriebliche Existenzsicherungsprämien. Wie hoch dieses „X“ ist, soll laut Positionspapier das Ergebnis einer politischen Debatte sein.

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