GrünlandHitzeperioden und Engerlinge führen zu massivem Ertragsausfall

Hitzeperioden und Engerlinge führen zu massivem Ertragsausfall

Dürre und Engerlinge schädigen Wiesen und Weiden massiv. Foto: Buchgraber

von Karl Buchgraber, HBLFA Raumberg-Gumpenstein

 

Die Folgen der massiven Hitzeperioden mit geringen Niederschlägen in Verbindung mit Problemen in der Bestandsführung der Wiesen und Weiden sowie dem starken Auftreten der Engerlinge zeigen ganz traurige Bilder in den Grünlandregionen und lassen schon jetzt erahnen, dass die Ertragsausfälle in den Einzelbetrieben bis zu 30 – 50 % auch einschneidende Auswirkungen auf Tierbesatz, Fütterung und Ökonomie haben. Die Regenfälle Ende Juli haben zwar das Ärgste verhindert, doch bereits geschädigte Flächen sind trotzdem zu rekultivieren.

Ertragsausfall

Die klimabedingten Veränderungen – extrem hohe Temperaturen über Wochen und dazu geringe Niederschläge – setzen den Pflanzenbeständen in den Wiesen und Weiden massiv zu, so dass die Erträge nach vorsichtigen Schätzungen je nach Region, im erste Aufwuchs (10 – 30 %) und bei den nachfolgenden Aufwüchsen (30 – 70 %) gewaltige Einbußen ergeben werden. Es treten kleinräumig große Unterschiede in diesen Klimafolgen im Zusammenhang mit Boden, Hangneigung, Himmelsrichtung und Bewirtschaftung auf.

Grünlandbetriebe, die ihre Pflanzenbestände intensiver führen (Wirtschaftsgrünland) und eine dichtere Grasnarbe halten konnten, sind davon prozentuell weniger betroffen als das extensiv bewirtschaftete Ökogrünland (1 – 3-schnittige Wiesen, extensive Weiden, Almen etc.)

Die gesamte Grünlandfläche in Österreich liefert in Normaljahren rund 5 – 6 Mill. Tonnen Trockenmasse für die Viehfütterung (rund 2 Mill. GVE bei Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Alpaka & Lama, Wild etc.). Geht man derzeit von gesamt 20 % geringeren Erträgen aus dem Grünland österreichweit aus, dann fehlen rund 1 Mill. Tonnen Trockenmasse in der Fütterung für diese Tiere, bei 20 Cent/kg TM ist das ein Gegenwert von 200 Mill. Euro. In einzelnen Grünland- und Viehbetrieben ist es jetzt schon dramatisch, so dass Futter, egal wo her, vorauseilend zugekauft wird, um den Viehbestand einigermaßen halten zu können. Da es überall in Europa relativ trocken ist, sind Futterangebote knapp und natürlich teuer. In osteuropäischen Ländern (Bulgarien, Rumänien etc.) wurde viel Luzerne auf den Ackerflächen (Greening) angebaut, die zum Verkauf ansteht. Hier und überall beim Zukauf ist die Qualitätsfrage eine wichtige, denn unsere Tiere sind meist mit Spitzenqualitäten verwöhnt. Ich werde nach Bulgarien reisen, um zu sondieren, wie es mit den Luzerneflächen und dem konservierten Heu aussieht, um für die Zukunft dahingehend eine Möglichkeit bei Futterausfall in höherer Qualität zu haben.

Rekultivierung bringt uns wieder Futter für unsere Tiere. Foto: Buchgraber

Rekultivierung der geschädigten Flächen

Auf den meist extensiv bewirtschafteten Flächen mit offener Grasnarbe, die vom Boden meist seichtgründig, sandig oder schottrig und in Südlagen liegen, zerstören die Engerlinge (Maikäfer, Labkäfer-Junibummerl) den Grasbestand und somit die Grasnarbe bis zum Totalausfall der nächsten Aufwüchse. Ein derartiges Ausmaß mit Engerlingschäden bis hinein in die sonst niederschlagsreichen Bergregionen war österreichweit noch nie zu beobachten. Die hohen Bodentemperaturen auf diesen lückigen Grasnarben fördern die Eiablage dieser Käfer und die Larven (10 bis 100 Stk./m2) fressen die feinen Wurzeln in der Grasnarbe von 4 – 6 cm zusammen. Dadurch ist die Wasser- und Nährstoffaufnahme unterbunden, es kommt zum Absterben der gesamten Grasnarbe, die dann weder Ertrag noch Halt beim Fahren mit den Maschinen und Geräten bietet. Diese Flächen müssen in Steillage mit „Huftritt der Tiere“ und händischer Nachsaat und in befahrbaren Lagen mit Umkehrfräsen kombiniert mit Nachsaattechniken möglichst in einem Arbeitsgang „jetzt“ bis Mitte September wieder hergerichtet werden.

Als Saatgutmischungen sollten die Qualitätsmischungen Natro + Klee (Wiesen) und Nawei + Klee (Weiden) mit rund 20 bis 25 kg/ha bei der „Neuansaat“ verwendet werden. Es sollte auf alle Fälle noch bis spätestens Mitte September diese Rekultivierung abgeschlossen sein.

Sind die Wiesen und Weiden nur durch die Dürre im Pflanzenbestand dezimiert worden, so sollte mit diesen Mischungen eine Nachsaat je nach Lückigkeit von 10 bis 20 kg/ha erfolgen.

 

Die Beratungskräfte der Landwirtschaftskammern und die Maschinenringe wie Lohnunternehmen sind hier sehr kompetent und schlagkräftig. Je nach Lückigkeit der Grasnarbe oder der Engerlingschäden sind Kosten im Ausmaß von 100 – 250 €/ha für die Rekultivierung zu voranschlagen. Die Aufwendungen für die Rekultivierung werden sich auf ca. 20.000 ha auf etwa 3 Mill. Euro belaufen.

 

Notfallplan „Dürre und Engerlinge“

In all den betroffenen Lagen in Österreich sind die Fachleute der Kammern und die Umsetzer in den MR und Lohnunternehmen bereit, rasch hier die Arbeit aufzunehmen.

Die BäuerInnen der Regionen sollten sich organisieren, um die Arbeitsabläufe in den Regionen zu optimieren – gemeinsam vorgehen!!

Die Saatgutfirmen sollten mit den besten Sorten (ÖAG-Sortenliste) die Mischungen Natro + Klee und Nawei + Klee in ausreichender Menge parat halten – es wird viel gebraucht werden. Die Klimafolgen fordern Saatgutmischungen nicht nur im Frühjahr sondern „verstärkt zum Reparieren“ im Spätsommer.

Der Minderertrag und die Rekultivierungskosten schlagen sich in der ohnehin angespannten wirtschaftlichen Lage der Grünland- und ViehbäuerInnen beträchtlich nieder. Sind die Betriebe durch die Dürreschädenversicherung bei der Hagelversicherung versichert, so kann davon ein Teil abgedeckt werden. Es wäre äußerst wünschenswert und angebracht, dass sich die öffentliche Hand insbesondere bei den Rekultivierungskosten „Klimafolgen – Engerlingschäden“ unterstützend einbringt.

Fazit

Es braucht eine gemeinsame Anstrengung, um diese Schäden in den Wiesen und Weiden wieder zu rekultivieren, damit die Pflanzenbestände für das kommende Jahr wieder den Ertrag und das Futter für unsere Tiere liefern können. Hoffen wir auf Niederschläge und kühlere Temperaturen und auf eine natürliche Regeneration der Bestände und helfen wir alle zusammen, damit es wieder grün wird!

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