Ich fühle nichts mehr

Eigentlich hat Maria alles, was man sich wünscht. Einen liebevollen Ehemann, gesunde Kinder, einen florierenden Betrieb, den sie sich in den letzten Jahren aufgebaut haben. Sie ist angesehen in der Gemeinde und aktiv unterwegs. Doch Maria ist nicht glücklich. Auch nicht traurig. Maria fühlt sich nur noch wie eine Hülle. Sie fühlt nichts. Kann sich nicht an ihren Kindern erfreuen, fühlt keine Liebe zu ihrem Mann. All die Dinge, die ihr Spaß gemacht haben, sie zum Lachen gebracht haben, erlebt sie wie durch eine Glasglocke. Nichts kommt an sie heran. Maria funktioniert nur noch. Psychologin Sonja Kriebernegg-Kargl erklärt: „Manchmal, wenn unangenehme Gefühle nur schwer zu ertragen sind und über einen langen Zeitraum bestehen, dann geht die Psyche auf Widerstand. Sie schaltet auf stumm.

Anstatt der bisher intensiven Gefühle ist dann nichts mehr, außer Leere.“ Sie vergleicht es mit einem Kinosaal, in den zu viele Menschen hineinwollen. „Wenn zu viele und zu intensive Gefühle auf uns einstürmen, dann schließt unsere Seele die Eingangstür.“ Grundsätzlich ist das gut und auch eine Art Schutzmechanismus – „wegen Überfüllung geschlossen“. Wenn das allerdings zu lange der Fall ist, dann können auch die Gefühle nicht mehr hinaus. „Die Psyche schützt sich und es entsteht eine Gefühllosigkeit, das Gefühl der Leere“, so die Psychologin. Das passiert oft in Situationen, die uns emotional überfordern und erschöpfen. Aus Angst, sich den Gefühlen stellen zu müssen, blockt die Psyche alles ab. Eine Situation, die für den Betroffenen sehr belastend ist.