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Massenhafte Corona-Fälle bei Tönnies führen zu Lockdown in Gütersloh

Seit den Corona-Ausbrüchen bei Tönnies wird die Arbeitssituation von Schlachthofmitarbeitern diskutiert.
Quelle: El Nariz/shutterstock.com

Die Zahl der Corona-Infizierten beim deutschen Fleischkonzern Tönnies am Standort Rheda-Wiedenbrück ist auf über 1.550 gestiegen. Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, verhängt einen Lockdown über den Kreis Gütersloh und kritisiert die geringe Kooperationsbereitschaft des Unternehmens, berichtet die “agrarzeitung” online.

Der Lockdown in und um Gütersloh soll bis 30. Juni gelten, teilte Laschet am Dienstag (23.6.) mit. Nicht flächendeckend gelten die Maßnahmen zur Eingrenzung des Infektionsgeschehens im Kreis Warendorf. Von 7.000 Tönnies-Mitarbeitern wurden bisher 1.553 positiv getestet, die meisten in der Abteilung Fleischzerteilung. Hinzu kämen laut Laschet einige Fälle aus dem familiären Umfeld der Betroffenen, deren Zahl aber noch nicht bekannt sei. Die Behörden werden die Tests in der Bevölkerung massiv ausweiten, betonte der Regierungschef.

Schlachter wollen raus aus Werkverträgen

Indes betonen immer mehr Schlachter, die Werkverträge abschaffen zu wollen. Konkret will die Westfleisch bis Jahresende alle Mitarbeiter selbst anstellen und auf Werkvertragsanbieter verzichten. „Und das gilt unabhängig davon, was der Gesetzgeber in den kommenden Monaten in dieser Hinsicht beschließen wird“, erklärte Vorstandsmitglied Johannes Steinhoff.

Auch die Tönnies Unternehmensgruppe teilte mit, ihre t30-Nachhaltigkeitsstrategie mit konkreten Beschlüssen fortsetzen zu wollen. Dies umfasst die Abschaffung von Werkverträgen in allen Kernbereichen der Fleischgewinnung sowie die Direkteinstellung dieser Mitarbeiter. Zügig sollen ausreichend und angemessener Wohnraum für die Beschäftigten geschaffen und Integrationsprogramme zur Stärkung der gesellschaftlichen Akzeptanz an den Tönnies- Standorten durchgeführt werden.

Österreich: Anschober will Herkunftskennzeichnung

„Der Skandal um die Corona-Ausbrüche im deutschen Fleischkonzern Tönnies zeigt, dass in der internationalen Fleischindustrie dringender Handlungsbedarf besteht. Die Schattenseiten von Billigstfleisch sind Tierleid, schlechte Entlohnung der Bäuerinnen und Bauern sowie prekäre Arbeitsbedingungen auf den Schlachthöfen – diese Missstände müssen beendet werden”, forderte Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Ein wichtiger Schritt hierfür wäre “eine klare Kennzeichnung von Herkunft und Tierhaltung”, so der Minister.

„Wenn wir mehr Transparenz in den Markt bekommen, dann können sich die Konsumenten bei jedem Einkauf, bei jedem Kantinen- oder Restaurantbesuch entscheiden, welche Form der Tierhaltung sie unterstützen. Und dann bin ich mir sicher, wo die Mehrheit der Bevölkerung steht. Es muss endlich Klarheit herrschen, was uns da aufgetischt wird”, so Anschober. Der Lebensmitteleinzelhandel wiederum sei gefordert, „die teilweise gnadenlose Rabattschlacht mit Billigstfleisch als Lockangebot zu beenden”, betonte Anschober.

Hintergrund zu den Corona-Fällen bei Tönnies

In Rheda-Wiedenbrück betreibt Tönnies den größten Schweineschlachtbetrieb Deutschlands. Dort werden wöchentlich rund 140.000 Schweine geschlachtet und zerlegt, das sind knapp 15% der gesamten Menge in der BRD. Nun sollen schlachtreife Tiere an die anderen Unternehmensstandorte in Sögel und Weißenfels umgeleitet werden, doch dies dürfte nicht reichen. Andere Schlachter werden einspringen müssen, um einen Rückstau am Markt zu verhindern.

Der massenhafte Corona-Ausbruch bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück war am vergangenen Mittwoch bekannt geworden. Bereits im Mai war es auf einem Schlachthof des Konkurrenzunternehmens Westfleisch im Kreis Coesfeld zu einem Corona-Ausbruch gekommen. Kritiker machen schlechte Arbeitsbedingungen und die Unterbringung von – meist osteuropäischen – Mitarbeitern von Subunternehmen für die Serie von Coronavirus-Ausbrüchen in der deutschen Schlachtbranche mitverantwortlich.

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