AckerbauGetreideRoggen- und Triticalesorten

Roggen- und Triticalesorten

Getreide-GPS ist eine gute Alternative zur Maissilage.
Quelle: Agrarfoto

Getreide kann vielseitig eingesetzt werden. Neben dem Drusch der Körner ist auch eine etwas frühere Ernte der Ganzpflanze für Silage möglich. Sowohl für Tier als auch Fermenter eine Abwechslung zur deutlich weiter verbreiteten Maissilage. Die Mehrfachantragsdaten zeigen allerdings einen Anstieg der Getreide-GPS-Fläche von 30.000 ha im Vorjahr auf 39.000 ha.

Plan B

Landwirte, die Roggen oder Triticale für GPS nutzen wollen, sind gut beraten, Sorten zu wählen, die sowohl gute GPS- als auch ansprechende Kornerträge liefern. Bei diesen Doppelnutzungssorten besteht, ohne größere Ertragseinbußen in Kauf nehmen zu müssen, die Möglichkeit, bis zum Häckseltermin zu entscheiden, ob das Getreide siliert oder gedroschen werden soll. Da die Nachfrage nach GPS-Substrat vom Grünlandertrag und der zu erwartenden Maisernte beeinflusst wird, bieten Doppelnutzungssorten den großen Vorteil, flexibel auf die aktuellen Witterungs- und Marktbedingungen reagieren zu können.

Versuchsergebnisse

Wie gut sich verschiedene Roggen- und Triticalesorten zur GPS-Erzeugung eignen, wird in Landessortenversuchen (LSV) untersucht. Diese LSV werden seit zwei Jahren nur noch in Frankendorf, einem guten Ackerbaustandort in der Nähe von Erding sowie auf einem Schlag mit mittlerer Bodengüte in Buchdorf im Landkreis Donau-Ries angebaut.

In die mehrjährige Ertragsauswertung gehen bei Roggen maximal 24 und bei Triticale 23 Versuchsergebnisse bei den langjährig geprüften Sorten ein. Die fehlenden Ergebnisse der jüngeren Sorten werden mit einem statistischen Modell hochgerechnet. So sind alle Sorten unabhängig von ihrer Prüfdauer miteinander vergleichbar. Bei den Sorten mit „vorläufiger Bewertung“ sind noch nicht genug Ergebnisse vorhanden, um von der staatlichen Beratung zum Anbau empfohlen zu werden.

Die TM-Erträge von Roggen und Triticale sind nicht direkt miteinander vergleichbar, da unterschiedliche Versuchsorte in die Verrechnung eingingen. Vergleicht man die Orte, an denen beide Kulturarten standen, wurden im Mittel über alle Orte und Jahre nahezu identische Trockenmasse (TM)-Erträge und TS-Gehalte erzielt. Wie auch bei der Körnernutzung, schneidet Roggen an schwächeren und trockeneren Standorten oft besser ab als Triticale.

Bei den geprüften Winterroggensorten handelt es sich mit Ausnahme der Populationssorte SU Bebop um Hybriden. Die Hybridzüchtung steckt bei Triticale noch in den Kinderschuhen. Derzeit gibt es keine in Deutschland zugelassene Hybridtriticale. Die Aussagen zu den Kornerträgen in den folgenden Sortenbeschreibungen beruhen auf den Ergebnissen der Vorjahre.

GPS Roggen

Helltop, die älteste Sorte im Sortiment, bringt mit einem mehrjährigen Relativertrag von 101 % seit etlichen Jahren ansprechende TM-Erträge. Die dünnere Bestände bildende, längerstrohige Sorte weist eine mittlere bis gute Standfestigkeit auf. Sie wird auch zur Körnernutzung angebaut, kann allerdings beim Kornertrag nicht mehr mit den neueren Hybridroggen mithalten.

KWS Progas, eine extra für die GPS-Nutzung gezüchtete Sorte, liefert mehrjährig mit 104 % hohe TM-Erträge. Mit einem Relativertrag von 88 % schnitt sie nur heuer in Frankendorf schlecht ab. Trotz Wachstumsreglereinsatz wiesen dort zwei ihrer vier Parzellen früh – bereits Anfang Mai – starkes Lager auf. Die längerstrohige Sorte, die zur Körnernutzung nicht geeignet ist, neigt mehr zu Lager als die anderen Prüfkandidaten.

SU Performer bringt mittlere Erträge. In den Versuchen weist er im Schnitt eine 10–20 cm kürzere Pflanzenlänge auf als die beiden vorgenannten Sorten. Mit mittlerer Lagerneigung zählt er nicht zu den standfestesten. Die dichte Bestände bildende Sorte eignet sich auch zur Körnernutzung. Dabei ist allerdings auf ihre höhere Mutterkornanfälligkeit zu achten.

KWS Tayo verfehlt mit einem Relativertrag von 98 % das Versuchsmittel knapp. Die mittel bis gut standfeste Sorte gehört zu den kurzstrohigeren Prüfkandidaten. Aufgrund ihrer sehr hohen Kornerträge und der nur leicht unterdurchschnittlichen TM-Erträge eignet sie sich als Doppelnutzungssorte.

Astranos wurde in Dänemark als Körnerroggen zugelassen. Er ist somit wie alle Sorten, die in anderen EU-Mitgliedsstaaten zugelassen wurden, in Deutschland vertriebsfähig. Zusammen mit KWS Progras liefert er bei mehrjähriger Betrachtung die höchsten TM-Erträge. In den fünf Versuchen, an denen Lager auftrat, zeigte sich die Sorte nicht lageranfällig. Wie gut sie sich zur Körnernutzung eignet, wurde an der LfL nicht geprüft.

KWS Receptor bringt mittlere Erträge.Es liegen sieben Ergebnisse aus drei Jahren vor. Die dichte Bestände bildende Sorte mit unterdurchschnittlicher Standfestigkeit ist anfällig für Braunrost. Aufgrund ihrer hohen Kornerträge eignet sie sich als Doppelnutzungssorte.

Zweijährig geprüft

SU Perspectiv bringt Relativerträge von 102 %. Die standfeste Sorte gehört zu den etwas kürzeren Roggen im Sortiment. Sie weist, genauso wie KWS Receptor, hohe Kornerträge auf. Diese Ergebnisse deuten auf eine Eignung als Doppelnutzungssorte hin.

Bei SU Bebop handelt es sich um eine Populationssorte. Deshalb sind die Saatgutkosten etwas niedriger. Die länger-strohige Sorte fällt mit einem Relativertrag von 91 % deutlich hinter das Sortimentsmittel zurück. Sie gehört mit mittlerer Lagerneigung nicht zu den standfestesten. In der Körnerroggenprüfung liefert sie 15–20 % geringere Erträge als die ertragreichsten Hybridsorten SU Perspectiv und KWS Tayo. Positiv bei der Körnernutzung ist ihre geringe Anfälligkeit für Mutterkorn.

Miranos, eine in Dänemark als Körnerroggen zugelassene Sorte, bringt mittlere TM-Erträge. In den zwei von Lager betroffenen Versuchen zeigte sie sich standfest. Bayerische Ergebnisse bei Körnernutzung liegen nicht vor.

GPS Triticale

Tender PZO, eine reine Silonutzungssorte, erreicht mit 101 % ein mittleres TM-Ergebnis. Beim Anbau ist die höhere Gelbrostanfälligkeit zu beachten. Ihre Resistenz gegen Braunrost ist ebenfalls unterdurchschnittlich. Die Sorte wurde auch als Winterzwischenfrucht, d. h. bei Ernte etwa zum Ährenschieben, vom Bundessortenamt zugelassen.

Bei Trimasso handelt es sich um eine langstrohige Sorte mit durchschnittlichen TM-Erträgen. Sie wurde bei Silonutzung geprüft und zugelassen. Der Vertrieb bewirbt sie als Doppelnutzungssorte. Kornerträge von Trimasso wurden von der LfL nicht erhoben.

Ramdam, eine für die Körnererzeugung gezüchtete Sorte, liefert in den GPS-Versuchen einen Relativertrag von 95 %. Die sehr gut gegen Braunrost resistente Sorte besitzt einen kürzeren Halm und ist standfester als die meisten anderen Prüfkandidaten. In den bayerischen Körner-LSV brachte Ramdam in den Vorjahren durchschnittliche Kornerträge. Torben wurde bei Silo- und Körnernutzung geprüft und zugelassen. In den bayerischen GPS-Versuchen erreicht die Sorte einen relativen TM-Ertrag von 97 %. Hervorzuheben ist die überdurchschnittliche Blattgesundheit, insbesondere die sehr gute Gelb- und Braunrostresistenz. Sie zählt zu den lageranfälligeren Kandidaten. In der Körnerprüfung, bei der die Lagerbonitur kurz vor der Körnerernte erfolgt, wird Torben als stark lageranfällig beurteilt. Bei Körnernutzung ist auch die hohe Fusariumanfälligkeit zu beachten.

Allrounder PZO, eine für Körner- und Silonutzung zugelassene Sorte, bringt TM-Erträge von 101 %. Die heuer neu in die staatliche Sortenempfehlung aufgenommene Sorte weist gute Resistenzen gegen Blattkrankheiten, vor allem gegen Gelb- und Braunrost auf. Wird sie als Körnertriticale genutzt, ist auf die erhöhte Fusariumanfälligkeit zu achten.

Kitesurf ist eine in Frankreich und Italien zugelassene EU-Sorte. In den GPS-Versuchen liefert sie einen Relativertrag von 101 %. Kitesurf stand einjährig in einer deutschlandweiten Körnerprüfung. Dort erreichte sie im Kornertrag nicht ganz das Niveau der Verrechnungssorten. Sie zeigte sich dort wenig anfällig für Roste, zählte aber zu den lageranfälligen Körnertriticalen. In den sieben von ihr absolvierten GPS-Versuchen fiel sie dagegen nicht negativ auf.

Zwei Jahre im Versuch

Rivolt bringt TM-Erträge von 97 % relativ. Die Sorte ist gut gegen Mehltau und Braunrost resistent, anfälliger zeigt sie sich für Gelbrost. Rivolt, die zu den standfesteren GPS-Sorten zählt, weist die geringste Pflanzenlänge im Sortiment auf. Um rund 20 cm ist sie kürzer als die „sehr lang“ eingestufte Sorte Trimasso. In den bayerischen Körner-LSV schnitt sie in den Vorjahren sehr gut ab.

Lumaco, eine Sorte mit sehr guter Mehltau- und Gelbrostresistenz, liefert durchschnittliche TM-Erträge. Sie gehört zu den kurzstrohigeren Sorten im Versuch. In den bayerischen Körner-LSV erreicht sie knapp durchschnittliche Erträge.

Resolut PZO wurde als Winterzwischenfrucht (Grünschnitttriticale) getestet und zugelassen. Bei dieser Prüfung erfolgt die Ernte etwa zum Ährenschieben und damit früher als bei der GPS-Prüfung. In den GPS-Versuchen zeigt sich die Sorte ertragsstark mit TM-Erträgen von 107 % relativ. Sie weist mit Abstand die höchste Pflanzenlänge in der Prüfung auf – im Schnitt rund 50 cm länger als Rivolt. An den beiden von Lager betroffenen Standorten war sie die lageranfälligste Sorte. Anfälliger wird sie auch für Mehltau beschrieben. Zur Körnernutzung eignet sie sich nicht.

Brehat ist eine Sorte, die früh die Ähren schiebt. Sie bringt durchschnittliche TM-Erträge. Die Resistenzen gegen Gelb- und Braunrost sind sehr gut. In der Körnerprüfung wird sie im Merkmal „Lager vor Körnerernte“ als stark lageranfällig beschrieben. In der GPS-Prüfung fiel sie hingegen nicht negativ auf. Die Kornerträge liegen in den bayerischen Körner-LSV auf knapp mittlerem Niveau. Zweijährige Ergebnisse deuten auf eine mittlere bis hohe Anfälligkeit gegenüber Fusarium hin.

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