ForstSchadholzeinschlag hat sich verfünffacht

Schadholzeinschlag hat sich verfünffacht

Quelle: dugdax/shutterstock.com

Die Hitze und Trockenheit der vergangenen Sommer machen den heimischen Wäldern immer mehr zu schaffen. Schädlinge wie der Borkenkäfer breiten sich in den geschwächten Bäumen besonders schnell aus – mit gravierenden Folgen für den Waldbestand. So gingen im vergangenen Jahr von den insgesamt rund 60,1 Millionen m³ Schadholzeinschlag knapp 43,3 Millionen Kubikmeter (m³) Schadholz auf Insektenschäden zurück. Das war fast 13 Mal so viel wie im Jahr 2015, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Damals waren es noch 3,3 Millionen m³. Die eingeschlagene Schadholzmenge insgesamt war im Jahr 2020 fast 5 Mal so hoch wie 2015 (12,9 Millionen m³).

Trockenheit und Insektenbefall

Der Insektenbefall ist inzwischen die Hauptursache für den Einschlag von Schadholz: Fast drei Viertel (72 %) der insgesamt eingeschlagenen Schadholzmenge von 60,1 Millionen m³ ließ sich im Jahr 2020 darauf zurückführen. 2015 hatte der Anteil noch bei einem Viertel (26 %) gelegen. Damals waren Wind und Sturm – darunter insbesondere Orkan Niklas im März 2015 – die Hauptursache für den Einschlag des Schadholzes. Im Jahr 2020 gingen nur noch 17 % auf diese Ursache zurück. Unter dem Borkenkäferbefall leiden insbesondere Nadelbäume, allen voran die Fichten: 99 % des durch Insektenbefall verursachten Schadholzeinschlags entfiel auf Nadelbäume wie Fichten, Tannen oder Kiefern. Diese Entwicklung wird durch die anhaltende Trockenheit der letzten Jahre begünstigt.
Auf die massiven Waldschäden wies auch die Bundesregierung in einer Unterrichtung zum Waldbericht 2021 hin. Nahezu alle Hauptbaumarten wiesen gegenwärtig Vitalitätseinbußen und Schadsymptome auf. Vor allem Fichten auf schlecht mit Wasser versorgten Standorten würden großflächig absterben, heißt es in dem Papier. Es zeichne sich jedoch ab, dass auch Laubbäume durch die fortdauernde Trockenheit beeinträchtigt sind. Auf Grundlage einer Länderabfrage mit Stand 31. Dezember 2020 sei von einer geschädigten Waldfläche von bundesweit 277.000 ha auszugehen, die wiederbewaldet werden müsse. Regionale Schwerpunkte der Schäden lagen im Dreijahreszeitraum 2018 bis 2020 vor allem in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Borkenkäfer nützten Chance

Die Borkenkäferarten Buchdrucker und Kupferstecher konnten sich aufgrund der bereits erheblichen Schäden der Jahre 2017 und 2018 und in Verbindung mit den für diese  Schadinsekten günstigen Witterungsbedingungen in geschwächten Fichtenbeständen weiter ausbreiten. Im Jahr 2018 und 2019 waren es vielerorts jeweils drei bis vier Brutgenerationen pro Jahr. Zu großflächigem letalen Befall kam es vor allem in den 50 bis 80-jährigen Beständen. Besonders betroffen waren dabei die nicht-standortgerechten Fichtenbestände in niedrigen Höhenlagen sowie auf sonnenexponierten Süd/Süd-West Hanglagen mit einer geringen Wasserversorgung. Aber auch in Höhenlagen über 500 Höhenmetern, wo die Fichte standortgerecht ist und mit den dort typischen kühl-feuchten Witterungsbedingungen normalerweise gut zurechtkommt, kam es zu großflächigen Schädigungen. An Wegrändern gelagertes Fichtenholz wurde darüber hinaus häufig vom gestreiften Nutzholzborkenkäfer befallen, was zu weiteren Qualitätseinbußen und Wertminderungen des Kalamitätsholzes führte.

Bäume mit deutlichen Kronenverlichtungen

Die fortschreitende Schädigung des Waldbestands zeigt sich auch im wachsenden Anteil des Schadholzeinschlags am Holzeinschlag insgesamt: Im vergangenen Jahr stammten drei Viertel (75 %) des eingeschlagenen Holzes (80,4 Millionen m³) von geschädigten Bäumen. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 lag der Anteil des Schadholzes am Gesamtholzeinschlag von 55,6 Millionen m³ lediglich bei 23 %.
Insektenbefall und längere Trockenperioden können bei Bäumen zu Nadel- und Blattverlusten führen. Verlichtete Kronen sind daher ein nach außen sichtbares Zeichen für Waldschäden. Der Anteil an Bäumen mit deutlichen Kronenverlichtungen stieg laut der Waldzustandserhebung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft auf 37 % im Jahr 2020 (2015: 24 %). Das ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984. Nur gut ein Fünftel der Bäume (21 %) wies demnach im Jahr 2020 gar keine lichteren Kronen auf. Verschlechtert hat sich besonders der Zustand von Fichten und Buchen: Bei ersteren stieg der Anteil der Bäume mit deutlichen Kronenverlichtungen von 28 % im Jahr 2015 auf 44 % im vergangenen Jahr. Bei Buchen nahm er binnen fünf Jahren von 33 % auf 55 % zu. Durch die jährliche Bewertung des Kronenzustandes können Veränderungen und Risiken erkannt und wichtige Entscheidungen zum Schutz des Waldes getroffen werden. In die Erhebung 2020 sind 10.076 Probebäume auf 416 Probepunkten eingegangen. Bei der Erhebung werden 38 Baumarten erfasst.

Ein Drittel der Landesfläche Deutschlands (11,4 Millionen Hektar) ist mit Wald bedeckt. Die häufigsten Baumarten in Deutschland sind die Nadelbäume Fichte (25 %) und Kiefer (23 %), gefolgt von den Laubbäumen Buche (16 %) und Eiche (11 %).

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