SchweinSchweinemarktSchweinepreis schnellt in die Höhe

Schweinepreis schnellt in die Höhe

Quelle: Shutterstock.com/Grigvovan

Am Schlachtschweinemarkt werden die Tiere knapp. Die Folge sind teilweise sehr deutlich anziehende Erzeugerpreise. In Deutschland hat die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) Anfang März 2022 ihre Notierung für Schlachtschweine gleich um 18 Cent auf 1,50 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) angehoben. Das ist der stärkste Anstieg seit der Euro-Einführung.

Nach Angaben der VEZG war das rückläufige Angebot schlachtreifer Tiere nicht mehr ausreichend für die flotte Nachfrage der Schlachtunternehmen. Einige Schlachter sollen sich laut Marktbeteiligten bereits im Ausland, darunter Belgien, verstärkt um Schlachtvieh bemüht haben. Teilweise hielten die Erzeuger, mit Aussicht auf steigende Preise, ihre Tiere auch zurück. Der deutliche Bestandsrückgang und weniger eingestallte Ferkel machen sich hierzulande jedoch immer stärker bemerkbar. Die VEZG-Notierung ist in den vergangenen drei Wochen um insgesamt 30 Cent/kg SG gestiegen. Aber: Selbst der aktuelle Preis von 1,50 Euro/kg reicht noch nicht aus, um die kräftig gestiegenen Produktionskosten zu decken, ganz zu schweigen von den aufgelaufenen Verlusten.

Neben der teureren Energie dürfte der Ukraine-Krieg die Futtermittelkosten der Schweinehalter weiter in die Höhe treiben. Die Futurekurse für Weizen und Mais an der Pariser Matif sind zuletzt in die Höhe geschossen. Die Erzeugerseite hat deshalb laut einem Analysten „die Brechstange“ rausgeholt und für einen Rekordanstieg der Notierung gesorgt, wobei die höheren Preise von den Schlachtbetrieben wegen der Schweineknappheit auch bezahlt werden müssen.

Bremsblock gelöst

Laut dem Marktexperten der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Klaus Kessing, sind für die Wende am Schweinemarkt und die jüngste Aufwärtsentwicklung der Notierung mehrere Faktoren verantwortlich. So bestehe die begründete Hoffnung, dass die Nachfrage für Schweinefleisch nach Lockerung beziehungsweise Aufhebung der Corona-Beschränkungen wieder anziehe. „Der Hauptbremsblock für den Verkauf von Schweinefleisch wird also nun gelöst – rechtzeitig vor dem Ostergeschäft und der Grillsaison“, erläuterte Kessing. Durch den entsprechenden Vorlauf und rechtzeitige Rohstoffsicherung nehme die Nachfrage nach Schlachtschweinen spürbar zu. Das Lebendangebot sei jedoch wegen des Bestandsabbaus und weniger Auslandsschweinen deutlich geringer als vor einem Jahr.

Trotz des Notierungssprungs ist laut Kessing die Schweinehaltung für Ferkelerzeuger und Schweinemäster nach wie vor bei weitem nicht kostendeckend und auskömmlich. „Mit den gestiegenen Kosten braucht es dafür einen Schweinepreis von mindestens 2 Euro“, so der ISN-Experte. Und selbst dann müssten erst einmal die entstandenen finanziellen Löcher gestopft werden.

„Schlachthöfen die Daumenschrauben angelegt“

Kritisch sieht hingegen das auch in Deutschland tätige Schlachtunternehmen Danish Crown (DC) den jüngsten Preissprung in Deutschland. Es gebe hierzulande ein zu starkes Ungleichgewicht zwischen Schlachtkapazitäten und dem Angebot an schlachtreifen Schweinen. Deshalb hätten die deutschen Landwirte den Schlachthöfen inzwischen „die Daumenschrauben angelegt“ und die Notierung in drei Wochen um 30 Cent/kg SG erhöht, so der DC-Vorstandschef Jais Valeur. Der deutsche Schweinebestand sei in einem Jahr um rund 10 % gesunken und es gebe weniger Importe von Schlachtschweinen, während die Schlachtkapazitäten nur um wenige Prozent abgebaut worden seien. „Das führt nun zu einem Kampf um die Schweine“, stellte Valeur fest. Am Fleischmarkt sei dieser Preisanstieg aber kaum umzusetzen, weil es in Europa immer noch ein großes Angebot an Schweinefleisch gebe. Um einen großen Preissprung zu machen, der für die Erzeuger sicher nötig sei, müsse das Fleischangebot deutlich geringer als die Nachfrage auf dem Markt sein. Dies sei im Moment aber leider nicht der Fall, so der DC-Vorsitzende. Allerdings sei mit den Corona-Lockerungen und den wärmeren Temperaturen ein Anstieg der Nachfrage und auch der Preise zu erwarten. DC selbst hob seinen Ankaufspreis für Schlachtschweine in Dänemark nur moderat um umgerechnet 2,7 Cent auf ein Basisniveau von 1,12 Euro/kg SG an.

Österreich: Schweine händeringend gesucht

Zu einem historischen Notierungsanstieg von 15 Cent auf 1,62 Euro/kg SG kam es Anfang März auch in Österreich. Dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) zufolge hat sich der Markt binnen zwei Wochen komplett gedreht. Während man laut der Schweinebörse noch im Februar bei Schlachtbetrieben um halbwegs zeitgerechte Abholung der schlachtreifen Schweine „bitten und betteln“ musste, werde jetzt händeringend jedes Schwein gesucht. Hintergrund dieser abrupten Marktänderung ist laut dem Geschäftsführer der Ö-Börse, Johann Schlederer, das sogenannte „spekulative Preisdrehmoment“ bei dem am Beginn einer Preisanstiegsphase angebotsseitig zwischen 5 und 10 % zurückgehalten und nachfrageseitig zwischen 5 und 10 % mehr benötigt werden. Schlederer: „Je größer diese Lücke empfunden wird, desto höhere Preissprünge sind möglich.“

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