Seit drei Jahres ist die Sojabohne ein fixer Bestandteil der Fruchtfolge von Robert Sigl. Die ersten beiden Jahre verkaufte der bayerische Milchbauer seine Sojaernte. 2018 begann er, die hofeigenen ungetoasteten Sojabohnen in die Milchviehration zu integrieren. Der Landwirt erzählt: „Anfangs fraßen unsere Kühe das Kraftfutter nicht so gierig wie gewohnt. Die Kühe gewöhnten sich aber binnen einer Woche an die neue Futterkomponente.“ Nach Sigls Erfahrung ist es besonders wichtig, dass die Sojabohnen sehr trocken gelagert werden. Er berichtet: „Wir haben die Sojabohnen mit 16 % Feuchtigkeit gedroschen und dann auf unter 9 % getrocknet.“ Sigl führt gemeinsam mit seiner Familie einen Betrieb mit 35 Milchkühen im bayerischen Kirchdorf an der Amper. Der Herdendurchschnitt liegt bei 8.000 Litern. Er füttert eine aufgewertete Mischration mit 50 % Grassilage, 35 % Maissilage, Stroh und Kraftfutter. Hier mischt er 10 % vollfette Sojabohnen in die hofeigene Kraftfuttermischung ein. Die Ration ließ er dafür so berechnen, dass im Gegenzug die Raps-Soja-Mischung sowie Körnermais und Wintergetreide reduziert wurden. Die vollfette Sojabohne ist kein klassisches Eiweißfutter, sondern hauptsächlich ein Energieträger. Deshalb brauchen hochleistende Herden für die Eiweißergänzung der Grundfutterration neben der Sojabohne zusätzlich ein Eiweißkonzentratfutter. Wie die Sigls, überlegen immer mehr Milchbauern, heimische Sojabohnen in die Ration zu integrieren. Den Hauptgrund für den Verzicht auf importiertes Sojaextraktionsschrot (SES) liefern die Verarbeiter mit ihrer Forderung nach GVO-freier Fütterung. Ein Großteil der aus Nord- und Südamerika importierten Sojaware ist gentechnisch verändert. Also werden Alternativen gesucht. Das ist in erster Linie Rapsextraktionsschrot (RES). Darüber hinaus ist aber auch der Anbau von Sojabohnen in Süddeutschland, Österreich und weiteren Donaugegenden in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Da in der gesamten EU der Anbau von gentechnisch modifiziertem Soja nicht erlaubt ist, ist diese Ware für die GVO-freie Fütterung sehr willkommen.
Zu viel Fett hemmt Pansenmikroben
In einem Fütterungsversuch stellten Forscher der Universität Wisconsin Milchkühen 40 % des notwendigen Futterproteins durch vollfette Sojabohnen bereit und erzielten damit eine gleichbleibende Milchleistung sowie einen unveränderten Milchfettgehalt. Hingegen wurde der Milcheiweißgehalt durch die Verfütterung der Sojabohnen reduziert. Das lässt darauf schließen, dass ein zu hoher Fettgehalt in der Ration die rohfaserabbauenden Pansenmikroorganismen beeinträchtigte. In einem bayerischen Versuch wurden über zehn Wochen täglich zum einen 1,5 kg getrocknete, nicht wärmebehandelte und zum anderen 1,5 kg getoastete Sojabohnen mit einem Rohfettgehalt von fast 25 % der TM (TM= Trockenmasse) je Kuh verfüttert. Damit wies die Teilmischration einen Fettgehalt von 4,6 % i.d.TM auf. Die Kühe gaben im Durchschnitt 28 kg Milch. Es zeigte sich kein positiver Effekt des Toastens der Sojabohnen auf die Futteraufnahme. In anderen Untersuchungen, bei denen die Kühe deutlich leistungsstärker waren, führte die Verfütterung von getoasteten Sojabohnen gegenüber der nur getrockneten und ansonsten unbehandelten Variante durchaus zu Milchleistungssteigerungen, die unter anderem durch eine mögliche Erhöhung des UDP-Anteils infolge des Toastprozesses erklärt wurden. Bei der Gestaltung von Rationen mit vollfetten Sojabohnen müssen Sie deren Fettgehalt und folglich den Fettgehalt der Gesamtration im Auge behalten (Tabelle 1). Durch diesen hohen Fettgehalt bedingt, ist der Energiegehalt der Sojabohne wesentlich höher als jener von Sojaextraktionsschrot. Die vollfette Sojabohne kann nicht in gleichen Mengen in der Ration eingesetzt werden wie RES oder SES, weil der hohe Fettgehalt der Bohne deren Einsatz begrenzt. Der Fettgehalt der Gesamtration soll 5 % i.d.TM nicht überschreiten, da ansonsten die Vormagenverdauung beeinträchtigt werden kann. Die empfohlenen Einsatzmengen an vollfetten Sojabohnen liegen zwischen 1 und maximal 2 kg je Kuh und Tag. Tabelle 2 zeigt zwei Beispielrationen, zum einen für eine Grassilage-, zum anderen für eine Maissilage-betonte Futterration. Robert Sigl setzt maximal 1,5 kg Sojabohnen pro Kuh und Tag ein. Milchleistung und Inhaltsstoffe sind seit der Umstellung gleich geblieben. In seiner Hofmühle mahlt Sigl die Bohnen alle vier bis fünf Tage frisch. Sigl gibt zu bedenken: „Aufgrund des hohen Fettgehaltes ist die Haltbarkeit begrenzt. Die gemahlenen Sojabohnen können ranzig werden.“
Von Katrin MAHLKOW-NERGE und Stephanie AUINGER
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