ForstSchlechte Holzpreise trotz weniger Schadholz

Schlechte Holzpreise trotz weniger Schadholz

Die Gewinner aus der derzeitigen Misere in der Forstwirtschaft sind die Säge- und Papierindustrie.
Quelle: Klaus Marx_shutterstock.com

„Wir haben es einerseits mit steigenden Kosten für Käferbekämpfung, Wiederaufforstung, und Waldhygiene tun und andererseits mit sinkenden Holzpreisen, die sich aktuell auf einem historisch niedrigen Niveau befinden.“, fasst Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich die aktuelle Situation der Waldbesitzer zusammen. Das Frühjahr 2020 war geprägt von enormer Trockenheit und fehlendem Niederschlag. Früher Borkenkäferflug, schlechte Wasserversorgung der Böden und Waldbrandgefahr hielten Waldbesitzer in Atem. Der Sommer 2020 bestätigt laut ZAMG zwar den Trend zu einem immer wärmeren Klima, aber er brachte zum Glück den so notwendigen Niederschlag für die Wälder. Durch die teilweise kühleren Phasen dauerte die Entwicklungsphase der Borkenkäfer etwas länger. „Wir rechnen daher in diesem Jahr auch mit einem geringeren Einschlag als 2019, da sich die Borkenkäfer-Zwangsnutzung etwas entspannt hat“, erklärt Montecuccoli. Die aktuellen Marktbedingungen erschweren jedoch die Aufgaben der heimischen Waldbesitzer. Die Holzpreise befinden sich seit mehreren Jahren auf einer Abwärtsspirale.

Holzpreise auf Talfahrt

War zu Beginn des Jahres 2020 – also vor der COVID-19-Pandemie – noch ein leichter Trend nach oben erkennbar (März: 71,2 Euro/fm), befinden sich die Holzpreise laut Montecuccoli seit der Corona-Krise erneut auf Talfahrt (September: 62,2 Euro/fm). „Aktuell haben wir einen Jahresdurchschnittspreis (Jänner bis September 2020) von 66,8 Euro je Festmeter (fm). Im 3. Quartal 2020 ist der Sägerundholzpreisindex erstmals seit 2009 unter der 100 %-Marke angekommen. Bei solchen Preisen ist kein positives Ergebnis mehr möglich. Mit dem Holzverkauf können wir die betrieblichen Kosten nicht mehr decken. Ein kleiner Lichtblick besteht darin, dass für das 4. Quartal eine Preissteigerung prognostiziert wird, die Auftragsbücher der Sägeindustrie voll sind und diese auch große Investitionen angekündigt haben“, erläutert Montecuccoli die aktuelle Holzpreissituation. Das müsse aber nun dringend auch realen Niederschlag bei den Waldbesitzern finden.

Blick über die Grenzen

Ein Blick über die Grenzen Österreichs hinaus zeigt, dass Tschechien und Deutschland ihren Holzeinschlag in den letzten Jahren wegen der Borkenkäferschäden massiv erhöht haben. Diese Steigerung der Holzernte bewirkt einen enormen Mengendruck auf dem Holzmarkt. Klimawandel und Kalamitäten verursachen Rekordholzmengen, die wiederum die Importe steigern und somit heimische Holzpreise unter Druck setzen. Seit dem Jahr 2015 boomt der Weltmarkt beim Nadelschnittholz. Hohe Nachfrage und hohes Importvolumen konnte vor allem für die USA und China verzeichnet werden. „Längerfristige Prognosen zeigen, dass Nadelschnittholz weiterhin sehr gefragt sein wird. Das Dilemma dabei ist, dass sich die Märkte für Schnittholz und Rundholz entkoppelt haben und die Forstwirtschaft von diesem Aufschwung für die Industrie nicht profitieren kann“, so Montecuccoli. Lukas Freise von der Arbeitsgemeinschaft Rohholz e.V. äußerte sich zur Holzmarktsituation in Deutschland im Rahmen der Forstökonomischen Tagung, die heuer als Webinar abgehalten wurde. Sein Ausblick für die Zukunft fiel nicht sehr positiv aus: Klimawandel und Kalamitäten machen vor allem den Fichtenwäldern stark zu schaffen. In den letzten 2,5 Jahren sei in Deutschland der Fichtenbestand massiv abgebaut worden und dieser Bestand werde in Zukunft am Markt fehlen. Regional gebe es natürlich Unterschiede, aber grundsätzlich werde diese schwierige Situation die Forstwirtschaft noch viele Jahre beschäftigen. Freise ist überzeugt, dass die Veränderungen der Holzwirtschaft sehr stark von der Weltkonjunktur abhängen. Der allgemeine Abwärtstrend wird sich seiner Meinung nach noch bis Ende des Jahres fortsetzen. Die positiven Signale für einen Wiederaufschwung der Wirtschaft seien leider wieder getrübt worden.

Überangebot in Tschechien

Einblick in den tschechischen Holzmarkt gab im Zuge des Webinars Martin Fojt vom tschechischen Verband der Forstbetriebe SVOL CZ. Er resümierte: „Der Holzeinschlag in Tschechien ist von 2011 bis 2019 – vorrangig verursacht durch den Borkenkäfer – sehr stark gestiegen und hat sich nahezu verdoppelt. Für 2020 prognostizieren wir einen Einschlag von ca. 33 Millionen Festmeter (Normaljahr 16 Millionen Festmeter), davon 95 Prozent Schadholz. Es ist also keine geplante Holznutzung mehr möglich. Bedingt durch diesen hohen Einschlag wurden 2019 mehr als 16 Millionen Festmeter großteils nach Deutschland und Österreich exportiert, weil in Tschechien die Verarbeitungskapazitäten der Sägeindustrie nur bei 12 Millionen Festmeter liegen.

Auch Tschechien und Deutschland haben ihren Holzeinschlag in den letzten Jahren wegen der Borkenkäferschäden massiv erhöht.
Quelle: 2199_de/shutterstock.com

Mit diesem Überangebot verbunden ist natürlich auch ein Preisverfall bei Nadelholzsortimenten – seit 2017 um minus 35 Prozent“ Fojt beschrieb auch das Unterstützungsprogramm der tschechischen Regierung für private Waldbesitzer. Eine erste Auszahlung von 105 Millionen Euro, periodenbezogene Fixsätze je Festmeter Schadholz, wurde von Dezember 2019 bis Juni 2020 bereits realisiert. Eine zweite Auszahlung ist ab November 2020 mit 10,97 Euro/fm für Schadholz geplant. Ohne diese Unterstützung würden viele Forstbetriebe nicht mehr existieren.

Druck am Markt senken

In Österreich will die Regierung den Waldbesitzern mit dem Waldfonds helfen. Das Maßnahmenpaket sei laut Montecuccoli grundsätzlich dort angesetzt, wo es benötigt wird: Unterstützung aktiver Waldbewirtschaftung bei Wiederaufforstung, Waldpflege, Waldbrandprävention, Forstschutz oder auch die Errichtung von Nass- und Trockenlager. Aber auch Forschung und Innovation – Stichwort Holzgas – sollen vorangetrieben und eine Holzbauoffensive forciert werden. „Die zugesagte Hilfe muss aber jetzt rasch im Wald und bei den betroffenen Waldbesitzern ankommen“, appelliert Montecuccoli an die Regierung. Die schwierige Lage der Forstwirtschaft und der Waldfonds waren auch Thema eines Runden Tisches im steirischen Landhaus Ende Oktober, zu dem Agrarlandesrat Hans Seitinger geladen hat. Mit am Tisch saßen neben Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher und Waldverbands-Obmann Paul Lang auch Vertreter der Forst- und Holzwirtschaft sowie der Forstunternehmen. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die steirischen Interessen in Bezug auf den Waldfond und die Frage, wie der Holzpreis wieder auf ein wirtschaftliches Niveau gebracht werden kann. „Mit der Unterstützung für die Errichtung von Nasslagern konnten wir in der Steiermark den Druck am Holzmarkt senken, aber die Situation ist immer noch angespannt“, erläutert Seitinger. Gemeinsam mit den Vertretern der steirischen Holz- und Forstwirtschaft werde daran gearbeitet, diesen Waldfonds des Bundes bestmöglich auszuschöpfen. Für Peter Michelitsch vom Forstunternehmerverband, der ebenfalls am runden Tisch teilgenommen hat, reicht die Unterstützung der Politik für Waldbauern und Forstunternehmer durch den Waldfonds zu wenig weit. „Bei den Urproduzenten kommt der Warenwert des Holzes auch weiterhin nicht an.“, so Michelitsch. Die Gewinner aus der derzeitigen Misere in der Forstwirtschaft seien die Säge- und Papierindustrie. Er sieht einige Baustellen, die es aufzulösen gelte und erhofft sich in vielen Bereichen mehr von der forstlichen Interessensvertretung. Unter anderem gehöre die Förderpolitik, beispielsweise für Durchforstungen, dringend optimiert. Auch bei der Klassifizierung von Käferholz wünscht er sich Änderungen. Derzeit würde dieses Holz automatisch als schlechteste Sägequalität klassifiziert (Cx), obwohl es später überwiegend als C-Qualität verwendet wird. „Es kann auch nicht sein, dass Waldbauern die Rinde der Sägeindustrie gratis zur Verfügung stellen, diese dann aber damit Geld verdienen.“, erläutert Michelitsch. Er fordert, dass der Aufschwung der Sägeindustrie endlich auch im Wald ankommen müsse.

Kommentare

Warenkorb

Der Warenkorb ist leer.
Gesamt: 0,00