Preise bleiben 2020 unter Druck
Seit dem Nachweis der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen Mitte September 2020 in Brandenburg haben wichtige Handelspartner aus Drittlandstaaten (China, Südkorea und Japan) ihre Schweinefleischimporte aus Deutschland gestoppt. In der Folge haben die Notierungen EU-weit merklich nachgegeben. Die nicht exportierbare Fleischmenge muss nun im Binnenmarkt untergebracht werden. Im vierten Quartal dieses Jahres werden die Erzeugerpreise demnach weiter unter Druck bleiben. Zuletzt ging die EU-Kommission aber davon aus, dass sich die Preise kurzfristig wieder auf dem Niveau von vor den deutschen ASP-Funden stabilisieren werden.
Produktion weiter rückläufig
Im laufenden Jahr dürfte der Produktionsrückgang bei 0,5 % liegen. Weniger Schweinefleisch erzeugt wurde im ersten Halbjahr 2020 vor allem in Italien (-18 %), Polen (-6 %), aber auch in den Niederlanden, Deutschland und Frankreich. Diesen Rückgang konnten Spanien und Dänemark mit einem Produktionswachstum einigermaßen ausgleichen. Lediglich dort sowie in Irland wurden die Schweinebestände, einschließlich Zuchtsauen, aufgestockt. Im dritten Quartal 2020 dürften die höheren Erzeugerpreise und eine wieder anziehende Verbrauchernachfrage EU-weit zu einer etwas größeren Produktion beigetragen haben. Im vierten Quartal werden sich der ASP-Ausbruch bei Wildschweinen in Deutschland und damit verbundene Exportsperren nicht nur auf die deutsche Branche, sondern den gesamten EU-Markt auswirken. Die Analysten der Kommission schätzen, dass die Schweinefleischproduktion in der EU im kommenden Jahr weiter zurückgehen wird (-1 % im Vergleich zu 2020).
Kein Export-Boom 2021
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren die EU-Schweinefleischexporte (ohne Innereien) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch um über 15 % angestiegen. Die Exporte nach China haben sich sogar verdoppelt, auch Vietnam orderte mehr EU-Ware. Als Konsequenz der ASP in Deutschland und der damit verbundenen Handelsrestriktionen aus Asien haben die Brüsseler Analysten ihre Exportschätzung für das laufende Jahr zurückgenommen, und zwar auf lediglich 2 %. Für das kommende Jahr prognostizieren die Marktexperten ein sattes Minus von 10 %.
ASP überschattet den Markt
Die Ausfuhren von EU-Schweinefleisch nach Asien wären – auch ohne den ASP-Ausbruch in Deutschland – im kommenden Jahr nicht in dem hohen Maße wie bisher gestiegen, heißt es im Bericht der Kommission. Ein Grund dafür ist, dass sich die Schweinefleischproduktion in China langsam wieder von den Folgen der Tierseuche erholt. Damit dürfte der Importbedarf langfristig wieder zurückgehen. Zudem konsumiert die chinesische Bevölkerung zunehmend andere Fleischsorten als Schwein. Die Entwicklung des EU-Exportgeschäftes wird maßgeblich davon abhängen, ob es Deutschland gelingt, die ASP einzudämmen. Eine Frage ist auch, ob und – wenn ja – wann die Abnehmer aus den Drittlandstaaten das Regionalisierungsprinzip – wonach Exporte aus ASP-freien Gebieten weiterhin möglich wären – akzeptieren werden. Bisher liefen die Verhandlungen dazu jedoch erfolglos. Dänemark, Spanien und die Niederlande könnten die durch den Wegfall Deutschlands als wichtiger Drittlandsexporteur entstandenen Lücken in China und auf anderen asiatischen Märkten teilweise schließen, so die Marktexperten.
Auch Corona macht Probleme
Auf den Schweinemarkt wirkt sich nicht nur die ASP aus, sondern auch die Corona-Pandemie. Einige Schlachtbetriebe mussten komplett oder teilweise gesperrt werden beziehungsweise aufgrund der Einhaltung strenger Vorsichtsmaßnahmen zumindest ihre Produktion herunterfahren. Das führt zu Beeinträchtigungen in der Schlachtung und Verarbeitung. Infolgedessen stauen sich in deutschen Ställen mittlerweile hunderttausende Schweine. In Österreich waren Mitte Oktober laut der Schweinebörse Corona-bedingte Störungen „bei einigen Schlachtbetrieben beseitigt und das etwas größere Lebendangebot konnte vollständig abgesetzt werden“.
Leichtes Plus beim Konsum erwartet
Der Konsum von Schweinefleisch wird laut der aktuellen Prognose der EU-Kommission 2020 auf 32,8 kg pro Kopf sinken (-1,1 %). Die Aussichten für 2021 sind wieder etwas positiver: Im kommenden Jahr rechnen die Analysten wieder mit einem Konsum-Plus von 1 %.
INFO Der Marktbericht basiert auf Analysen von Marktexperten der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der EU-Kommission. Die Prognosen stützen sich auf die neuesten verfügbaren Daten.
Kommentare