LandlebenFamilieWas sagen denn die Nachbarn?

Was sagen denn die Nachbarn?

Am 22. Juni habe ich einen Kontrollvertrag unterschrieben und bin seither offiziell ein Umstellungsbetrieb. Das war der bisher einfachste Akt. Alles, was danach kam, war komplizierter. Aber der Reihe nach.

Wann bin ich biobauer?

Im Juni habe ich den Kontrollvertrag unterschrieben, weil somit die kommende Ernte als Umstellungsware vermarktet werden kann. Das geht nur, wenn sie mindestens zwölf Monate nach Abschluss des Kontrollvertrags geerntet wird. Erst jene Kulturen, die ich 24 Monate nach dem Kontrollvertrag anbaue, kann ich tatsächlich als anerkannte Bioware vermarkten. Bei mir wird das also die Ernte 2019 sein.

umstellung der Fruchtfolge

Vor der Umstellung hatte ich eine simple Fruchtfolge: Raps – Mais – Mais – Weizen. Mir wurde schnell klar, dass das so nicht weitergehen wird, zumal alle Stickstoffzehrer sind und Raps für Biobetriebe schwierig zu führen ist. Ich habe mich daher fürs Erste von ihm getrennt. In der ersten Umstellungsphase will ich das Risiko so gering wie möglich halten. Deshalb wird auch Weizen durch die robustere Triticale ersetzt. Ich erhoffe mir dadurch eine geringe Krankheitsanfälligkeit und bessere Unkrautverträglichkeit.

Wie komme ich zu Stickstoff?

Als Marktfruchtbetrieb ohne Tierhaltung brauche ich Leguminosen. Dazu habe ich Kleegras als Stickstoffsammler in der Fruchtfolge verankert. Jedes Jahr säe ich nach der Triticaleernte (Triticale-Wintererbsen) Kleegras, das ich im kommenden Frühjahr zweimal mähe. So soll die Fläche für die nächsten Fruchtfolgeglieder wieder unkrautfrei werden. Ackerbohne und Sojabohne sind weitere Stickstoffsammler. Die Ackerbohne setze ich in der Fruchtfolge nach Mais, denn je weniger Stickstoff im Boden ist, desto besser arbeiten die Knöllchenbakterien. Für die darauf folgende Getreidesaat soll die Ackerbohne eine sehr gute Bodenstruktur hinterlassen. Ob die Sojabohne auf 440 Meter Seehöhe und tonigem Lehmboden tatsächlich ein Erfolg wird, lasse ich mal offen. Damit ich das Risiko geringer halte, habe ich Mitte Oktober ein Gemisch aus Triticale und Winterkörnererbsen (120 zu 30 kg) angebaut.

Grünschnittroggen als Winterbegrünung

Als Teilnehmer am System Immergrün muss ich mind. 85 % meiner Ackerfläche begrünt haben. Im Umkehrschluss heißt das, dass ich maximal 15 % – das sind bei mir 6,6 ha – über den Winter brach liegen lassen darf. Nach Mais versuche ich, die Flächen mit Grünschnittroggen zu begrünen. Ich streue dabei ca. 100 kg Grünschnittroggen mit dem Düngerstreuer aus und mulche die Maisstoppeln. Das müsste laut Bioberater reichen, denn „Roggen will den Himmel sehen“ – ich bin gespannt. Im späten Frühjahr soll auf einem Feld Sojabohne angebaut werden. Dazu wird der winterharte Grünschnittroggen gemulcht und das Feld gepflügt. „Pflügen im Frühjahr geht auf unseren Böden nicht“, ist mein Vater überzeugt. „Geht doch“, meint der Bioberater, „weil der Boden durch die winterharte Zwischenfrucht nicht so nass ist wie bei abfrostenden Kulturen.“ Wir werden sehen, wer recht behält.

Auf der zukünftigen Maisfläche habe ich nach der Getreideernte Landsberger Gemenge angebaut. Dieses soll Stickstoff sammeln. Zusätzlich hoffe ich, dass ich im Frühjahr noch Gülle von einem Biobetrieb ausbringen kann.

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