Bio„Wir brauchen mehr heimische Bioware“

„Wir brauchen mehr heimische Bioware“

Ein Interview von Stefan SIMON und Roman GOLDBERGER, LANDWIRT Redakteure

LANDWIRT: Herr Poschacher, immer mehr Landwirte stellen um. Das heißt mehr Konkurrenz für die etablierten Biobauern. Kann sich deren Situation dadurch verschlechtern?

Robert Poschacher: Sie haben sicherlich schon häufiger den Satz „Bio ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ gehört. Gefühlt mag das stimmen. Aber in Deutschland beträgt der Bioanteil am gesamten Lebensmittelumsatz nur 5 %, in Österreich sind es immerhin 8 %. Auch wenn wir großzügig auf 10 % aufrunden, sehe ich da mathematisch keine Mitte, sondern erst dann, wenn wir 50 % erreicht haben. Mit 30 % wäre ich vorerst schon mal zufrieden.

30 % Bio? Ist die Gesellschaft dafür wirklich bereit?

Bio hat noch viel mehr Potenzial. Mit Blick auf die stark wachsende Nachfrage der Kunden sehe ich noch lange nicht, dass der Biomarkt gesättigt ist. Auch wenn mich viele Männer dafür kritisieren werden: Die Frauen sind es, die dieses Potenzial erkennen. Frauen sind viel körperund gesundheitsbewusster und überlegen genauer, was sie essen. Von Frauen geht der Fortschritt in der Ernährung aus. Nach einer Ernährungsumstellung kommen dann neue Bereiche hinzu, zum Beispiel Naturkosmetik. Die Menschen wollen wissen, was sie auf ihre Haut auftragen.

Merken Sie, dass auf der Rohstoffseite das Wachstum größer ist?

Nein, im Gegenteil, wir haben eine Rohstoffknappheit. Wir brauchen mehr heimische Biobauern, vor allem Bauern, die nach Verbandsrichtlinien arbeiten. Wenn die Nachfrage stärker wächst als das heimische Angebot, muss viel „anonyme“ Bioware importiert werden. Das wollen wir bei Alnatura nicht, denn damit wächst womöglich auch die Betrugsgefahr.

Was meinen Sie damit genau?

Wir brauchen keine strengere EU-Verordnung, sondern Bauern, die nach Verbandsrichtlinien und mit Überzeugung wirtschaften, Stichwort Gesamtbetriebsumstellung. Wir wollen Rohstoffe, bei denen die Herkunft transparent ist. Es ist die größte Aufgabe des biologischen Landbaus, dass wir hier sehr klar und nachvollziehbar bleiben.

„Wir fördern Biobauern, die nach Verbandsrichtlinien und mit Leidenschaft biologisch wirtschaften.“

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