LANDWIRT bio: Seit Jahren steigt die Nachfrage nach Bio-Schweinen. Wie geht es Ihnen da als Vermarkter?
Johannes Weber: So wie all den anderen Vermarktern von Bio-Schweinen. Wir können bei Weitem nicht die Mengen liefern, die unsere Abnehmer möchten.
Ist das ein Ergebnis der Corona-Krise und der Besinnung der Konsumenten auf gesundes Essen?
Nicht nur. Die Nachfrage nach Bio- Schweinen steigt seit mehreren Jahren spürbar. Corona hat diese Entwicklung nochmals verstärkt. Das Problem ist aber, dass die Produktion nicht mit dieser Entwicklung mithält.
Sehen Sie die Gefahr, dass das Pendel auch wieder mal in die andere Richtung ausschlägt?
Dieses Risiko ist gering. Bio-Schweinefleisch hat einen Marktanteil rund um 1 %. Langfristig wäre eine Verdoppelung am Schweinemarkt durchaus unterzubringen. Das wären alleine in Österreich zusätzlich 4.000 Zuchtsauen. Bei einem Investitionsvolumen von ca. 40 Mio. Euro kann man sich vorstellen, dass das nicht von heute auf morgen passieren wird.
Sie glauben also, dass doppelt so viel Bio-Schweinefleisch am Markt unterzubringen wäre?
Langfristig ja. Wir haben, je nach Abnehmer, jährliche Steigerungsraten von 10 bis 20 Prozent. Zudem kommen neue Abnehmer hinzu. Sehen Sie sich an, wie gering das Sortiment an Bio-Schweinefleisch bei manchen Lebensmittelketten noch ist. Da ist viel Luft nach oben.
Die Gastronomie hatte über viele Wochen und Monate geschlossen. War das am Bio-Schweinemarkt nicht erkennbar?
Nicht wirklich. Die Hauptabsatzschiene ist der Lebensmittelhandel.
Das heißt, der Bio-Schweinemarkt ist offen für Neueinsteiger unter den Bauern?
Ja, das ist er auf jeden Fall. Mit den Abnehmern vereinbaren wir Bio-Vermarkter meist langfristige Projekte, weil wir auch die Produktion anheben müssen. Von der Idee bis zu den ersten Bio-Ferkeln können mehrere Jahre vergehen. Daher ist auch der langfristige Blickwinkel interessanter als das Hier und Jetzt. Der Markt zeigt langfristiges Potenzial für Neueinsteiger.
Für Neueinsteiger in die Bio-Ferkelerzeugung oder -mast?
Der Bedarf an Bio-Ferkelerzeugern ist derzeit größer, denn ohne Bio-Ferkel gibt es kein Bio-Mastschwein. Leider haben wir relativ viele Interessenten an der Bio-Schweinemast und weniger Betriebe, die sich die Bio-Ferkelerzeugung vorstellen können.
Woher kommt das?
Zum einen wahrscheinlich von den hohen Investitionskosten. Wir sprechen hier von ca. 10.000 Euro pro Zuchtsau. Mit Erschließungskosten und den Kosten für die Futterlagerung sind die Investitionskosten meist noch höher. Zum anderen schreckt auch der relativ hohe Arbeitsaufwand in der Bio-Ferkelproduktion ab. Man spricht hier bei gutem Management von ca. 30 Stunden pro Zuchtsau und Jahr – die Streubreite ist aber enorm.
Liegt es auch an der Wirtschaftlichkeit?
Das denke ich nicht – zumindest nicht, wenn die Leistung passt. Wenn zum Beispiel 18 Ferkel pro Zuchtsau und Jahr verkauft werden, dann ist ein jährlicher Deckungsbeitrag von 1.500 Euro pro Zuchtsau möglich. Bei 20 Ferkeln wären es sogar 1.800 Euro. Als Praktiker weiß ich aber, wie leicht es ist, 20 Ferkel in eine Excel-Tabelle zu schreiben, und wie schwer, 20 Ferkel langfristig zu produzieren.
Kommt die starke Nachfrage preislich beim Bauern an?
Das denke ich schon. Zu Jahreswechsel hat die gesamte Branche die Preise angehoben. In den letzten Jahren hat es ohnehin nur eine Tendenz gegeben, nämlich nach oben. Im Gegensatz zum konventionellen Schweinmarkt haben wir aber keine schwankenden Wochenpreise, sondern im Regelfall wird das einmal im Jahr mit den Abnehmern verhandelt.
Woran liegt es, dass der Bio- Schweineanteil im Vergleich zur Bio-Milch im Handel so gering ist?
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