LandlebenErnährung„Die Waldstrategie 2020 soll die nach haltige Waldbewirtschaftung erleichtern“

„Die Waldstrategie 2020 soll die nach haltige Waldbewirtschaftung erleichtern“

Ein Interview von Bernhard HENNING, LANDWIRT Redakteur

LANDWIRT: Was war der Anlass für die neue Waldstrategie 2020?

Andrä Rupprechter: Die Rahmenbedingungen für den Forstsektor haben sich seit der Verabschiedung des ersten Österreichischen Waldprogramms Ende 2005 wesentlich weiterentwickelt. Sämtliche Herausforderungen müssen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und gemeistert werden – sowohl aus Sicht der Waldeigentümer als auch aus Sicht der verschiedenen legitimen gesellschaftlichen Anspruchsgruppen.

Sind mögliche Auswirkungen der neuen Waldstrategie für bäuerliche Waldbesitzer bereits absehbar?

Andrä Rupprechter: Die Waldstrategie 2020 wird im Rahmen des Österreichischen Walddialogs erarbeitet, gemeinsam mit sämtlichen Betroffenen und am Wald interessierten Stakeholdern. In diesem Sinne zielt sie natürlich nicht darauf ab, die Bewirtschaftung zu erschweren. Vielmehr soll die Waldstrategie dazu beitragen, die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung sicherzustellen – so, wie sie von einem Großteil der bäuerlichen Waldbesitzer schon seit Generationen gepflegt wird.

In welchen Bereichen sehen Sie als zuständiger Bundesminister notwendige Anpassungen?

Andrä Rupprechter: Die Klimaänderung ist für die Waldbewirtschaftung eine besonders große Herausforderung. Es sollte daher ein vorrangiges Ziel sein, die Waldökosysteme zu stabilisieren. Dazu muss das Prinzip der Nachhaltigkeit gestärkt und – soweit erforderlich – verbessert werden. Wir wollen die Gesundheit und die Vitalität von Österreichs Wäldern erhalten. Dazu kommen ökosystemverträgliche Managementund Waldbaumethoden zur Anwendung. Klimaangepasste und klimaresistente Baumarten sollen dabei entsprechend berücksichtigt werden.

Gibt es einen Konflikt zwischen Waldbewirtschaftern und Naturschutz?

Andrä Rupprechter: Viele Menschen leben von der Forstwirtschaft. Ihre Einkommen müssen langfristig abgesichert werden. Auch hier benötigt die nachhaltige Waldbewirtschaftung besondere Aufmerksamkeit, unter spezieller Berücksichtigung der Familienforstwirtschaft. Der Wald ist auch ein Ort der Artenvielfalt. Eines der wichtigsten Handlungsfelder der Waldstrategie 2020 lautet, gemeinsame Strategien zum Erhalt der Biodiversität zu entwickeln – innerhalb und außerhalb von geschützten Gebieten.

Österreich ist ein Gebirgsland mit Naturgefahren. Wird die Schutzfunktion des Waldes Teil der Waldstrategie sein?

Andrä Rupprechter: Eine wichtige Funktion unserer Wälder ist der Schutz vor Naturgefahren. Die Sanierung von Schutzwäldern und ein abgestimmtes Schalenwildmanagement bilden diesbezüglich zentrale Zukunftsprojekte. Ein ebenso wichtiger Punkt befasst sich damit, die Gesellschaft und ihre Ansprüche an den Wald auszugleichen. Ein Großteil des Tourismus ist überwiegend landschaftsabhängig. Der Wald ist dabei als Erholungsort und landschaftsprägendes Element von großer Bedeutung. Nicht zuletzt stehen wir auch vor internatio nalen Herausforderungen. Hohe Standards für die Waldbewirtschaftung sollten sich nicht nur in Österreich, sondern weltweit durchsetzen. Dies betrifft den wirksamen Schutz des Waldes sowie nachhaltige Waldbewirtschaftung und faire Wettbewerbsbedingungen.

Wird es durch die neue Waldstrategie zu einer Novellierung des Forstgesetzes kommen?

Andrä Rupprechter: Die Waldstrategie konkurriert nicht mit bereits vorhandenen Instrumenten der Waldpolitik, wie beispielsweise dem Forstgesetz oder den Förderprogrammen. Sie ist eine wichtige Ergänzung. Es wird absolut nicht beabsichtigt, dadurch eine Novellierung des Forstgesetzes zu erreichen. Natürlich können Anregungen und Vorschläge für Gesetzesanpassungen in der Waldstrategie festgehalten werden. Diese Möglichkeit ist jedoch nicht nur auf das Forstgesetz beschränkt, sondern besteht für alle waldrelevanten Gesetzesvorschriften – sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene.

LANDWIRT Info

Waldstrategie und Walddialog

Im Walddialog treffen alle Interessensvertreter verschiedenster Art zusammen, um mögliche Nutzungskon flikte auszudiskutieren. Insge samt 90 Organisationen nehmen daran teil. Den Vorsitz im Walddialog führt der Bundesminister persönlich. Die Ergebnisse des Walddialogs sollen bis Ende 2015 zusammengefasst werden und die Grundlage für die neue Waldstrategie 2020 bilden.

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