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USA bangt um Schweinefleisch-Versorgung

In den USA warnt die Fleischindustrie davor, dass die Versorgung mit Fleisch bald nicht mehr gegeben sein könnte.
Quelle: Rebekah Zemansky/shutterstock.com

In den Vereinigten Staaten wächst die Sorge vor Versorgungsengpässen mit Fleisch. Grund ist, dass immer mehr Schlacht- und Fleischverarbeitungsbetriebe ihre Produktion wegen Corona-Infektionen ihrer Mitarbeiter oder Quarantänemaßnahmen einstellen müssen. Die drei größten Schlachtbetriebe für Schweine in den USA, betrieben von den Unternehmen Smithfield Foods, JBS und Tyson Foods, arbeiten nicht mehr. Dort werden rund 15 % der Schweine in den USA geschlachtet. Zudem mussten weitere kleinere und mittlere Unternehmen die Türen schließen. Nach Angaben der Gewerkschaft für Arbeiter in der Ernährungswirtschaft (UFCW) haben in den vergangenen Wochen mindestens 13 Fleischunternehmen die Produktion eingestellt, was die Schlachtkapazitäten bei Schweinen um 25 % und bei Rindern um 10% verringert hat. Mehrere tausend Arbeiter in den Fleischfabriken seien positiv auf das Virus getestet worden, 19 seien gestorben. Am vergangenen Dienstag (28.4.) reagierte US-Präsident Donald Trump auf die Warnung der Branche vor Produktionsausfällen und erklärte die Fleischverarbeitungsbetriebe zur „kritischen Infrastruktur“. Er unterzeichnete eine Durchführungsverordnung im Rahmen des „Defense Production Act“, mit der sichergestellt werden solle, dass alle geeigneten Maßnahmen ergriffen werden, damit Fleisch- und Geflügelverarbeiter „den Betrieb fortsetzen“ können, was im Einklang mit den Richtlinien des Bundes für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz geschehen soll.

Infektionsschutz von Mitarbeitern

US-Landwirtschaftsminister Sonny Perdue betonte, dass die Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe eine wichtige Rolle für die Kontinuität in der Lebensmittelversorgungskette spielten. „Die Aufrechterhaltung der Gesundheit und Sicherheit dieser heldenhaften Mitarbeiter muss sichergestellt werden, damit diese kritischen Einrichtungen weiter betrieben werden können“, hob der Minister hervor. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) werde weiterhin mit den Bundesbehörden und lokalen staatlichen Einrichtungen sowie der ganzen Branche zusammenarbeiten, um die Fleischproduktion aufrecht zu erhalten und den Gesundheitsschutz der dort Tätigen zu gewährleisten. Die US-Bundesbehörden für Arbeits- und Krankheitsschutz hatten am vorvergangenen Sonntag (26.4.) Leitlinien für den Schutz der Mitarbeiter in der Fleischbranche herausgegeben. Mit der nun unterzeichneten Durchführungsverordnung sollen die Produktionsbetriebe auch leichter mehr Tests und Schutzausrüstung erhalten. Gewerkschaften in den USA kritisierten jedoch, dass diese Leitlinien freiwillig seien. Sie forderten, „unverzüglich klare und durchsetzbare Sicherheitsstandards zu erlassen“ und Unternehmen zu zwingen, Schutzausrüstung und tägliche Tests bereitzustellen sowie die körperliche Distanzierung am Arbeitsplatz zu gewährleisten.

Fleischhersteller warnen in Tageszeitungen

Wie groß die Sorgen wegen der knapper werdenden Versorgungslage sind, wurde am vorvergangenen Sonntag in ganzseitigen Anzeigen des Fleischunternehmens Tyson in der Presse, darunter die Washington Post und die New York Times, deutlich. „Die Lebensmittelversorgungskette bricht zusammen“, warnte dort der Tyson-Vorsitzende John Tyson. Die Schließung von Verarbeitungsbetrieben könne „dem Markt Millionen Pfund von Fleisch entziehen und zu leeren Regalen und steigenden Preisen führen“. Tyson verwahrte sich in der Anzeige zudem gegen Anschuldigungen, die Mitarbeiter nicht ausreichend vor Ansteckung geschützt zu haben. Smithfield-Geschäftsführer Ken Sullivan warnte bei der Schließung seines großen Werkes in Sioux Falls ebenfalls vor den Auswirkungen. „Der Shutdown dieser Anlage in Verbindung mit weiteren Schließungen in unserer Branche bringt unser Land in Bezug auf unsere Fleischversorgung gefährlich nahe an den Rand“, erklärte er. Es sei unmöglich, die Lebensmittelgeschäfte zu beliefern, wenn Produktionsanlagen nicht liefen. Daten des USDA zufolge lagen in der Woche zum 26. April die Schlachtungen von Rindern, Schweinen und Schafen fast 30 % unter dem Niveau der Vorjahreswoche.

Schweinehalter in Nöten

Große Probleme haben auch die Tierhalter in den USA, die ihre schlachtreifen Tiere nicht mehr loswerden und zu Beginn der Corona-Krise einen massiven Preisverfall erlebten. Der Nationale Verband der Schweinehalter (NPPC) verlangte aufgrund der Notlage mehr staatliche Hilfen und wies darauf hin, dass die Erzeuger bereits 2019 wegen der Handelsstreitigkeiten Einbußen erlitten hätten. Bis Jahresende müssten die Schweineproduzenten voraussichtlich mit weiteren Einbußen von 5 Mrd $ (4,6 Mrd Euro) rechnen, und Betriebe drohten bankrott zu gehen. Gegenwärtig würden die Erzeuger rund 40 $ (37 Euro) Verlust je Schlachtschwein machen, doch dass noch viel größere Problem sei, dass zuletzt rund 700 000 Schweine in der Woche wegen der Betriebsschließungen der Verarbeiter nicht vermarktet werden könnten. Dem NPPC zufolge mussten Erzeuger wegen des Rückstaus von Schweinen aus Tierschutzgründen bereits Tiere einschläfern. Dafür müsse es Entschädigungen geben, aber auch einen rechtlichen Schutz für die betroffenen Farmer, denn es habe bereits Versuche von Aktivisten gegeben, sie für diese Maßnahmen rechtlich zu belangen.

Vor einem Monat sah die Lage bei der Fleischversorgung in den USA noch komplett anders aus.

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